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die seit einigen Tagen in der Stadt weile, sie jedoch wegen der
Aufdringlichkeit ihrer Umgebung sobald wie möglich wieder zu
verlassen gedenke, um sich in die Einsamkeit zurückzuziehen.
, Wir erfahren weiter von ihrer Verwandtschaft mit Carolina, der
Freundin Lovels. Nach dieser kurzen Abschweifung kommt man
auf das Gedicht Ninny’s zurück. Nachdem dieser im voraus die
Bedeutung und die Schönheiten seines Machwerkes gerühmt hat,
beginnt er mit der Lektüre, wird aber jeden Augenblick von Lovel
und Woodcock unterbrochen, die immer wieder zum Leidwesen
Stanfords auf die Feinheit der Poesie hinweisen müssen. In
Wirklichkeit ist der Inhalt trivial und nichtssagend. Endlich ist
Ninny fertig und Stanford will sich eiligst aus dem Staube machen;
doch Sir Positive, der gerade in der Tür erscheint, hindert ihn
daran. Er ist gekommen, um ihm ein neues Corranto vorzusingen,
das nach seiner Behauptung ohne Gleichen wäre. Ehe er jedoch
zum Singen kommt, muss er auf seine musikalischen Fähigkeiten
hinweisen. Darauf folgen noch einige Erklärungen zum besseren
Verständnis seines Werkes. Während Woodcock den Tanz zu der
Melodie improvisiert, muss Ninny den Takt dazu schlagen. Schliess
lich erbarmt sich Lovel seines Freundes. Mit Ninny und Woodcock
geht er fort und verspricht Stanford, einen ruhigen Platz aufzu
suchen. Bis dahin muss letzterer die Unverschämtheit Sir Positive’s
bis zum Ende durchkosten. Sobald Stanford ein Wort ausge-
< sprechen, das nach Sir Positive’s Meinung einer näheren Erklärung
bedarf, knüpft er seine weitläufigen und banalen Erörterungen
daran. Es gibt kein Gebiet, auf dem er sich nicht auskennt. Ein
Bote, der ihn zu seiner Geliebten, Lady Vaine, entbietet, befreit
Stanford von diesem Quälgeist. — Auch im zweiten Teil des ersten
Aktes (von dem Auftreten Ninny’s an gerechnet) folgt Shadwell
der zweiten Szene des ersten Aktes von Moliere’s „Misanthrope“.
In dem Dichterling Ninny erkennt man sofort Oronte. Selbst das
Sonett, das dieser dem Alceste vorliest, stimmt, jedenfalls in dem
Grundgedanken, mit dem heroischen Gedicht Ninny's überein.
Diesen bildet in beiden die Bitte an die Herzensdame, ihrem
Liebeswerben Gehör zu schenken. Die beiden anderen lästigen
Figuren verdankt Shadwell seiner zweiten Quelle „Les Fächeux“, I, 5.
Auch Lisandre kommt zu Alceste, um ihm ein Corranto vorzu
singen und zugleich den entsprechenden Tanz aufzuführen. Er ist