Full text: Thomas Shadwell's Komödie "The Sullen Lovers" in ihrem Verhältnis zu Molière's Komödien "Le Misanthrope" und "Les Fâcheux"

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Zeit sein besonderes Wohlwollen. Allerdings hat solche hohe 
Gönnerschaft gewöhnlich eine Verirrung der Kunst von ihren 
wahren Aufgaben zur Folge. Da ist es denn nicht zu verwundern, 
dass fast alle bedeutenderen Dichter dieser Epoche vorurteilslose 
Anhänger des Hofes bilden und auch ihre Werke dem am Hofe 
geltenden Geschmack anzupassen suchen. Diese Tendenz musste 
nur noch verstärkt werden, als es sich mehr und mehr zeigte, 
wie sehr das gewöhnliche Volk das Interesse für das Theater ver 
loren hatte. Das Drama gibt allmählich seine Volkstümlichkeit 
auf und ist nur für den Hof und die vornehme Gesellschaft ge 
schrieben. „Es drängte sich an den Hof und suchte einen Wieder 
schein der schönen Welt zu erhaschen.“ *) Es war also nicht mehr 
ein nationales, als vielmehr ein rein höfisches Drama. Statt aus 
dem heimischen Leben oder der heimischen Geschichte die Stoffe zu 
wählen, nahm man sie aus der ausländischen, vornehmlich der 
französischen Literatur. 
Den grössten Beifall unter den dramatischen Gattungen der 
Restaurationszeit finden die Lustspiele. Dieses ist um so natür 
licher, als die damalige Zeit vornehmlich erheitert werden wollte, 
nachdem ihr solange alle Möglichkeit genommen war, dem Be 
dürfnis nach fröhlichem Scherz und ausgelassener Lustigkeit 
Rechnung zu tragen. Was für das Drama dieser Zeit im all 
gemeinen gilt, gilt nicht weniger für das Lustspiel. „The character 
of the drama became conformed to the character of its patrons. 
The comic poet was the mouthpiece of the most deeply corrupted 
part of a corrupted society. And in the plays before us we find, 
distilled and Condensed, the essential spirit of the fashionable world 
during the Antipuritan reaction.“ * 2 3 * ) 
In der ersten Zeit nach der Wiedereröffnung des Theaters 
griff man allerdings noch auf Shakespeare, Ben Jonson, vor allem 
auf Beaumont und Fletcher zurück. Doch entbehrten ihre 
Komödien zu sehr des leichten, gefälligen Tones, der die franzö 
sische Komödie“ so anziehend machte. 8 ) Der Hof war völlig 
!) v. Schlegel: Vorlesungen über dramatische Kunst und Literatur. 
34. Vorlesung. 
2 ) Th. B. Macaulay: Critical and Historical Essays. IV. S. IGO. 
3 ) Wie man über Shakespeare’sche Lustspiele dachte, dafür zeugen 
einige Urteile in Samuel Pepys „Diary“ (29. Sept. 1662; 7. Nov. 1667).
	        
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