57
keine pyhsikalische Deutung des wahren Kontaktpotentials
erblickt werden; zu einer solchen würde unbedingt gehören,
dass in irgend welchen äusseren oder inneren Ursachen eine
Erklärung der Potentialdifferenz gegeben wird.
(1) Kontaktpotential nach Helmholtz. Helmholtz suchte
die Tatsache, dass bei Berührung zweier Metalle Elektrizität
(nach unserer jetzigen Vorstellung negative Quanten) von einem
zuni andern Metall übergeht, aus einer verschieden starken
Anziehung zwischen Metall und Elektrizität zu erklären (vergl.
Anm. 3 S. 25 u. 26).
(la) Äussert sich diese Art der Anziehung zwischen Leiter
und Elektrisität nur in kleinsten Wirkungsbereichen, so würde
dieselbe bei zwei im Vakuum einander gegenüber gestellten
Elektroden verschiedenen Metalls nur eine der oben behandelten
Oberflächenverzögerung analoge Wirkung, nicht aber eine
(homogene) Feldwirkung zwischen den beiden Elektroden hervor-
rufen können. Die E-Elektrode würde in diesem Falle überhaupt
keinen Einfluss auf die Kurve haben, wohl aber die U-Elektrode;
und zwar müsste, wie schon Lenard zeigt, bei gleichen inneren
Geschwindigkeiten der Metalle die Kurve des elektropositiven
Metalles in ihrem negativen Ast nach links gegen die des
elektronegativen verschoben erscheinen 1 ).
Der Knickpunkt der nach links verschobenen Kurve würde
aber gleichwohl auf der Y-Achse liegen müssen. Also würde
die Ersetzung der U-Elektrode durch eine elektropositivere
U-Elektrode zugleich Kurvenverschiebung (links) und Knickpunkt
verschiebung (rechts) bewirken, die Ersetzung der E-Elektrode
durch eine elektropositivere oder, elektronegativere dagegen über
haupt nichts ausmachen.
*) Auf Grund seiner Kurventafel (Al, C, Pt) in der Arbeit von 1902
konstatiert Lenard, dass eine solche Verschiebung nicht vorliege und dass
daher die Helmholtz’sche Annahme (Anziehung zwischen Elektrizität und
Leiter) falsch sei. Sicherer wird vielleicht das Unzutreffende der Helmholtz-
sch en Annahme dadurch erwiesen, dass — wie sogleich auszuführen ist und
wie weiter unten durch die Versuchsergebnisse als falsch nachgewiesen
wird — der Wechsel der E-Elektrode entweder gar keinen oder einen