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zufällig zwei extrem verschiedene Formen derselben Art, ohne ein
typisches Exemplar, in dem sieh die Extreme treffen, sah.
Ich begann daher, um einige Ordnung in mein aus über
tausend Präparaten bestehendes Material zu bringen, ganz ohne
Rücksicht auf schon beschriebene Spezies gleiche Kolonien zusammen
zustellen. Zu diesem Zwecke zeichnete ich aus jeder Kolonie eine
oder mehrere Nadeln der vorherrschenden Form, sowie die Um
risse eines Individuums von durchschnittlicher Größe und bemerkte
dazu noch die Art der Gruppierung der Nadeln. Auf diese Weise
gelang es mir das ganze Material in eine Reihe von mehr oder
weniger gut abgegrenzten »Formen« zu sondern. Nachträglich fand
ich dann innerhalb solcher einzelner Formen übereinstimmende
Verhältnisse im Weichkörper und Unterschiede gegenüber anderen
Formen, so daß ich die meisten als selbständige Spezies beibehalten
konnte. Es gelang mir dann auch nachher, einige meiner Spezies
mit den von Haeckel (und anderen, z. B. Meyen) aufgestellten zu
identifizieren. Allerdings ist es hierbei doch nicht immer aus
gemacht, ob Haeckel bei Aufstellung seiner ursprünglichen Dia
gnose dieselbe Spezies vor sich hatte, die ich meine und auf Grund
deren ich seine Diagnose vervollständige, oder ob ich so den von
ihm geschaffenen Namen neue Arten unterschiebe. Ich ließ mich
aber hierbei von dem — jedenfalls praktischen — Gesichtspunkt
leiten, möglichst wenige neue Namen zu schaffen und die älteren,
die sonst als inhaltslose Schatten doch immer weiter gespukt
hätten, auf diese Art zu fixieren. Genauere Angaben finden sich
immer bei Besprechung der betreffenden Art.
Auf diese Weise verschaffte ich mir gleichzeitig einige Klarheit
über die systematische Brauchbarkeit verschiedener Merkmale an
konserviertem Materiale. Ich bin dabei zu ähnlichen Resultaten
gelangt wie Brandt (13), p. 324—327.
Die Nadeln können bei der Diagnose gar nicht entbehrt
werden. In vielen Fällen erscheinen sie bei konserviertem Mate
riale als Trägei> bestimmter Merkmale wichtiger, als der leicht
veränderliche W T eichkörper. Aber auch bei Fragen über Abgrenzung
neuer Arten dürften sie eine Rolle spielen. Die Nadeln sind ein
Plasma-Produkt; man muß daher aus Unterschieden derselben auf
Unterschiede des sie bildenden Weichkörpers schließen können.
Es handelt sich nur darum, hierbei unwesentliche Variationen von