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c. Altdän. siu 'sieben’ genn. *sibun zeigt gegenüber aisl. siau
den älteren Laut 1 ).
§ 50. Durch Kontraktion entstandenes i6 findet sich in hiön 'Fa
milie' aisl. hiön i) 2 ).
§51. 4. Die Vokale der schwachbetonten und
unbetonten Silben.
a. Die Vokale der unbetonten Silben haben durchweg eine
Reduktion zu æ, e erfahren (oder sind ganz synkopiert worden),
auch im zweiten Gliede der Komposita, die als solche nicht mehr
empfunden wurden und daher wohl in der Regel keinen Nebenton
mehr trugen 3 ): bcerce 'tragen' aisl. bera, liavce 'haben' aisl. hafa,
aflcen 'Abend' aisl. aptan, fcellæth 'Weide' aisl. *fé-laå, aber foria
neben forlæ ’Viehweg’ aisl. *forta, husfrö neben husfrat 'Hausfrau'
aisl. husfreyia.
Bisweilen ist jedoch der alte Vokal i nach k und g bewahrt:
dat. thingi neben thingce, Jcirlci, sowie die Endung des dat. pl. in
archaischen Formeln: al, meth loghum, i hæfthum, for salcum, 4 )
b- In den Fällen, wo ein Nebenton sich erhalten hatte, ist die
Reduktion der Vokale nicht so weit vorgeschritten. Einen Neben
ton trugen z. B. die Ableitungssilben -ug, -lic, -ing: blothugh
'blutig' aisl. blödugr, listugh 'schlau' aisl. lislugr, renlic 'keusch'
aisl. hreinliga, quemlic 'passend' vgl. aisl. kvcemr, serlic 'getrennt,
besonders’ aisl. sérliga, iamling 'ein Jahr’ aisl. iafnlengd, ficerthing
'Viertel' aisl. fiördungr, lething ’Gefolgsschaft’ aisl. leid angr. h )
Anm. In iamlang cod. Arn. Magn. I 23 liegt Einfluss des
Simplex 'lang' vor.
i) Kock: Beitr. 15, 252.
3) Kock: Beitr. 20, 538ff.
3 ) Hierhin gehört wohl auch fælagh aisl. félag, das daneben noch in
Schreibungen wie fælugh, fælegh, fæligh, fælgh erscheint, ferner antigh,
antugh, fatuk, fatec, in welchen Fällen der Schreiber sich über die Wieder
gabe des Lautes durch die Schrift wohl nicht ganz klar war.
4 ) Vgl. Er.-S. L. II 48: stundum ndän. stundom.
5 ) Tn den verschiedenen Abteilungssilben altdän. -ing. aisl. -ung, -ang
liegt alter Suffixablaut vor; vgl. Paul: Beitr. 6, 226ff.; Kluge: Vorgesch. der
altgerm. Dialekte 2 Kap. 24.