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3. Diphthonge.
§ 43. In dem durch Brechung aus urgerm. e entstandenen Diphthong
ia 1 ) ist a durch progressiven Umlaut zu æ geworden, 2 ) bezeichnet
wird er durch ia, iæ: bicerghcc 'bergen’ aisl. biarga, hicelpce, hialpce
'helfen' aisl. hialpa; in offener Silbe ist Dehnung eingetreten 3 ):
fiælce 'verbergen’ aisl. fela. 4 ) Auch wo ia vor den dehnenden
Konsonantenverbindungen ld, rd stand, ist im Jüt. im Gegensatz
zum Seel.-Schon.-Altschw. 5 ) die Palatalisierung eingetreten: ficerthat
'vierte' aisl. feörde, 6 ) güeldce 'bezahlen' aisl. gialda.
Anm. 1. Nur wenn ld im absoluten Auslaut steht, hat
sich der Diphthong ia als id erhalten: giald 7 ) n. 'Be
zahlung, Schuld’ aisl. giald, tiald s ) 'Decke, Zelt’ aisl. tiald.
Anm. 2. Im absoluten Anlaut (auch wo h anlautend nicht
mehr gesprochen wurde) 9 ) überwiegt die Schreibung ia,
wohl in Zusammenhang mit dem Übergang von kon
sonantischem i zum Spiranten j: iaucen, iafn, icefn 'eben'
aisl. iafu, iamling, iæmling 'ein Jahr’ aisl. iafnlengd,
hialm 'Indretning til deri at opbevare ho eller utærsket
korn' aisl. hialmr.
§ 44a. Der durch u-Brechung aus urgerm. e entstandene Diphthong
iu bleibt nur vor einem urspr. u (oder i) der folgenden Silbe
erhalten 10 ): tiughce 'zwanzig' aisl. tiogo, fiughcer n. 'vier' aisl.
fiogur, fiugur.
») Vgl. § 15.
9 ) Noreen: Gesch. 3 § 138 a«, Altschw. Gr. § 96.
a ! Vgl. § 21,1.
4 ) Vgl. § 20 a-)'-
“1 Noreenj- Altschw. Gr. § 96, § 129,1.
6 j Vgl. § 44b.
7 ) Kok: I S. 300; Hagerup 2 : S. 29, 116, vgl. noch Thorsen: Nørrej,
lydl. S. 25, 62.
8 ) Molbech: Dansk Dialect-Lcxicon S. 593.
») Noreen: Gesch. 2 § 189,7b.
10 ) Kock; Beitr. 20, 117; anders Noreen: Gesch. 2 § 159a, Altschw. Gr.
§ 100.