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§ 35a. Urn. æ (= aisl. æ) hat sich in starktoniger Silbe meist
unverändert erhalten: mcelæ 'sprechen’ aisl. mcela, scerre 'ver
wunden' aisl. særa, kærre 'klagen' aisl. krem seel. schon. Iciæræ. 1 )
b. Vor geschärfter Konsonanz oder folgender Konsonanten
verbindung ist æ gekürzt worden: nremmce 'berauben, nehmen’ aisl.
ncema 2 ) wrenslcesak 'Beschuldigung ohne Beweis’ zu vcenta 'ver
muten' 3 ) nicht zu væna 4 ); cods. FAPG überliefern wanæsak zu
van 'Vermutung' 4 )
§ 36. Urn. p (= aisl. p) ist schon früh zu 6 geworden, wo es
nasaliert war 5 ): hos 'bei’ urn. *hgs < *hansu 6 ) vgl. got. hansa-,
ö wird im Jüt. weiter zu uo entwickelt, 7 ) aber diese Entwicklung
ist in unserm Denkmal nicht zu belegen. 8 ) — In unbetonter
Stellung wird d > u: hun‘ x ) 'sie' aisl. hon < *hm <C *hanu.
§ 37a. Urn. é (= aisl. é) hat sich in starktoniger Stellung meist
unverändert erhalten: fæ n. 'Vieh' aisl. fé, tre n. 'Baum' aisl. tré,
ser 'für sich, besonders’ aisl. sér.
Anm. fe bildet seinen gen. sg. nach Analogie andrer
Nomina auf -s: III 49 fceæs aisl. fiar, fiär.
*) Die seel. schon, aschw. Entwicklung eines g, k zu gj, kj vor palatalen
Vokalen ist dem Altjüt. fremd: seel. schon, gjærning, gjærthæ, kjænnæ, jüt.
gerning, gerthæ, kennæ: im Schon. Seel. ist dieser Vorgang auch in Flexions
endungen zu belegen: schon, markjæ gen. pl. zu aisl. inork gen. sgl. markar,
Er. S. L. III 69 ængiæn, Vald. S. L. mykiæt aber jüt. myket, ængi, markæ,
vgl. Machule: S. 4; Noreen: Gesch. 3 § 179.
2 ) Vgl. § 22d und § 28 Anm. 5.
3 j Vgl. II 107: ther han wæntær the sak a hand.
4 ) Kolderup-Rosenvinge: III 511; über das -sl Suffix vgl. Hellquist:
Ark. 7, 159; die Erklärung von Lund: Det ældste danske skriftsprogs ordforr.
S. 160 ist abzulehnen, wænslæsak begegnet ferner z. B. Kong Wald. IV
Privil. for Malmø von 1360 § 19, Kong Erik af Pommerns Privilegium for
Landskrone og Malmø von 1415 § 18.
8 ) Noreen: Altisl. Gr.3 § Hl, Beitr. 7, 441.
6 ) Noreen: Ark. 3, 12f., anders Kock: Ark. 5,63.
7 ) Noreen: Gesch. 2 § 148c.
8 ) Vgl. aber Flensb. Stadtr. § 90, 93, 95 hwoss, Gamle jydske tingsv.
hoosse, hoos, die die Länge des o beweisen.
ft ) hon cod. Arn. Magn. I 8 unerklärte Nebenform zu hun: Noreen:
Gesch 2 § 202,1; anders Kock: Ark. 9,262f, 10,303, dazu Noreen: Altschw.
Gr. § 104 Anm. 4; vgl. auch Bjørkman: Smålandslagens ljudlära in Bidrag
til känuedom om de svenska landsmålen XI 5 S. 20ff. zu høn; dagegen Kock:
Ark. 14, 96 f.