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neben for- in Kompositen, avæ ’ab’ neben af z. B. in
af koggen. Urgerm. einsilb. Wörter mit kurzem Vokal ver
längern, (auch wenn sie erst durch Synkope oder Apokope
auf eine Silbe reduciert wurden) in betonter Stellung ihren
Vokal, vgl. Schreibungen wie: ic ’ich’, un 'an', öf ’ab’,
wel ’wohl’ (Orrmulum: wel), die in den altenglischen, die
Quantität bezeichnenden Handschriften konstant zu finden
sind. Mit der Zeit sind Verwechselungen und infolgedessen
z. T. Verluste der einen Form eingetreten vgl. nhd. noch
den Wechsel in: ein aisl. nur inn 'hinein’, got. af, ae. of
ahd. aba. 1 )
§ 22. B. Kürzung langer Vokale.
a. Im Urnord. folgte auf etymologisch langen Vokal vielfach
langer Konsonant. In der späteren Entwicklung zeigt sich
gemeinostn. die Tendenz, entweder den Vokal (ausser vor den
dehnenden Konsonantenverbindungen) oder den Konsonanten zu
kürzen. 2 ) Die Fälle sind:
1. In geschlossener Silbe, d. h. wenn der lange Konsonant
die Silbe schloss oder von noch einem Konsonanten gefolgt
wurde, ist der Vokal gekürzt worden: attccn 'achtzehn'
aisl, dttidn < *ätt-tiän.
2. In offener Silbe, d. h. wenn auf den langen Konsonanten
ein Vokal folgte, wodurch der Konsonant zur folgenden
Silbe gezogen werden konnte, ist der lange Vokal er
halten, aber der folgende Konsonant gekürzt worden:
atce, attæ, 'acht’ aisl. ätta.
In Fällen, wo der lange Konsopant in einigen Formen im
Auslaut oder vor Konsonant stand, in andern Fällen aber inter-
vokalisch war, mussten Doppelformen entstehen, die allmählich
durch Ausgleichung beseitigt wurden: reet 'recht’ aisl. réltr, reeller
'Richter’ aisl. rettari, aber im Nomen nach Analogie von Wörtern
*) Paul: Beitr. 4, 468 ff., 8, 219, Möller: Beitr. 7, 476 Anm. Kluge:
Vorgesch. der altgerm Dialekte § 299 in: Pauls Grundriss 2 I S. 486, vgl. auch
Boberg: Ark. 12, 344 f
2 ) Noreen: Om behandlingen af läng vokal i forbindelse med följande
läng konsonant i de östnordiska spräken in: Uppsala Universitets årsskrift 1880.