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auch Doppelsetzung von Konsonanten, wo langer Vokal
anzunehmen ist: 1 4 fötthes, III 68 hrelthce 'Heide'.
Anm. 3. Das -e, -æ ist zu einem blossen Dehnungszeichen
geworden, denn es ist mitunter gesetzt, wo es etymologisch
gar nicht berechtigt ist: II 110 hterce 'hier' aisl. hér,
therce 'dort' aisl. par, aber ahd. dår, ags. peer got. par
statt zu erwartendem *per 1 ), unter dem Einfluss von herre;
II 18 hosre 'bei' sonst hos. 2 )
Die Dehnung eines kurzen Vokals in offener Silbe ist also
schon vor 1300 anzusetzen. 3 )
2. Dehnung kurzer haupttoniger Vokale ist eingetreten vor
den dehnenden Konsonantenverbindungen urn. Id und rd.
Die Dehnung muss vor der Entwicklung ä > å ein
getreten sein, da urn. a in dieser Stellung an dem Über
gang teilgenommen hat. Die Dehnung resp. Entwicklung
a > å (o, aa) ist nur selten bezeugt: I 42 saald = saaldcr,
I 40, 41, 42, 43 neben saldæ, wold (II 17 woldiakeri)
neben wald 'Gewalt', worthce ’eintreten für’ aisl. varda 4 ),
vgl. ferner V. S. L. II 17, 18 baarth neben barth p. prt.
zu bcrire 'schlagen' aisl. beriet, Er. S. L. III 33 haalzfee ’an-
vertrautes Gut’ zu haldre, Flensb. Stadtr. § 7 aalderlös,
§ 69 giild, Schlesvv. Stadtr. § 57 waaldteht, akkerhaald,
Gamle jydske tingsv. S. 30,1 upaard zu erice 'pflügen'
aisl. eria.
Anm. 4. Für den Lautwert des a vor Id ist vielleicht noch
heranzuziehen: alde-father, -mother 'Gross-vater, -mutter’
die aus mnd. oldevader, oldemoder, Nebenformen zu older-
fader, oldermoder, 5 ) entlehnt sind; aisl. aldarfadir ist nur
in der Bedeutung 'en af det gamle Testamentes Patriarker’
belegt. 6 )
0 Kluge: Etym. Wörterb. 6 S. 69.
2 ) vgl. § 36.
3 ) Noreen: Gesch. 2 § 163 c.
4 ) andrer Ansicht ist M. Kristensen: Ark. 15, 58.
5 ) Schiller-Lübben III, 223.
6 ) Fritzner: Ordbog I 29, vgl. noch Falk-Torp: II, 29, Jessen: Dansk
etyraolog. ordbog S. 175.