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Die auf -æ ausgehenden mehrsilbigen Wörter haben im
Jöt. schon früh diesen Vokal synkopiert. 1 ) Die ältesten Hand
schriften (z. B. Flensburger Stadtrecht, J. L.) zeigen starke Spuren
dieser Synkope des Ultimavokals z. B. inf. hald I 7, 3 pl, prs.
haf I 6, prt. mat (malte F) I 8, gif 3 pl. ps. I 15, giald inf.
I 30, usw. Der Verlust der Endung hat circumflektierende Be
tonung der haupttonigen Silbe bewirkt 2 ); die Länge wird nur selten
in den einzelnen Handschriften durch Doppelschreibung des Vokals
ausgedrückt: cod. Arn. Magn. I 4 loot für acc. pl. lotce, cod. F
II 7 baan = banne 'Mörder, Todeswunde’ aisl. bani, I 54 maak- und
makcesldft 'Tausch' aisl. maki 'gleichwertig', n 103 cods. AOL
oihcdbiit 3 ) zu aisl. biti 'Stück, Teil’, vgl. ferner Flensb. Stadtr.
§ 80 bis: scaath 'Schaden' aisl. slcaäi, ib. § 29 gaat und § 28, 29
gatte.
Anm. 1. Hierher gehört wohl auch die dem Südjüt. eigen
tümliche Form säm*): cod. Arn. Magn. II 3 saam 'der
selbe' aisl. sarni (cods. A E F H L 0 sammte, ebenso cod.
Arn. Magn. II 35 sammæ und I 1, 55 etc. samæ). Die
Synkope des Ultimavokals und die Dehnung des Vokals
der Stammsilbe muss also vor der Dehnung des inter-
sonantischen m und der damit verbundenen Kürzung
eines unmittelbar vorhergehenden, etymologisch langen
Vokals 5 ) eingetreten sein: vgl. dagegen rymmæ, htemmæ.
Analog dem Verhältnis saam: sammcen 'zusammen' ist
die Behandlung in Fällen wie jüt. lim 'Besen' aisl. Umi
aber pl. Timer aisl. Umar. n )
Anm. 2. Doppelschreibung von Vokalen findet sich im cod.
Am. Magn. auch, wo keine Länge anzunehmen ist: II 21
meth stooc (vgl. II 64 i stokkæ), II 6 meel (sonst mellæ),
I 31 meen 'Männer' sonst mcen, men; umgekehrt aber
') Nielsen: Gamle jydske tingsv. XXVII, Thorscn: Nørrej. lydl. S. 7,
Lyngby: Søndcrj. sprogl. S. 4.
2 ) M. Kristensen: Ark. 15,41 ff.
3 ) Vgl. § 39 Anm.
4 ) Hagcrup: S. 74, Kok: I S. 359, vgl. Thorsen: Nørrej. lydl. S. 20
sam und sam.
5 ) vgl. § 22 d.
6 ) Kok: I S. 331 und § 213, Molbech: Dansk Dialect-Lexicon, S. 326,
llagcrup 2 : S. 56.