23
2. u-Brechung: e wird zunächst zum fallenden Diphthong
*eu, dann zum steigenden iu, welcher ausser vor einem
in der späteren Sprache erhaltenen i, u der folgenden
Silbe in io übergeht 1 ): tiughee 'zwanzig' aisl. tiughu,
fmghær ntr. 'vier' aisl. flogurr, aber iorth 'Erde' germ.
*erpo got. airpa, hiorth 'Herde' got. hairda, skiold 'Schild'
got. skildus.
§ lß. Die Brechung unterbleibt unmittelbar nach 1, r, v und w
(d. h. konsonantisches u) 1 2 ): *wærthæ 'werden' aisl. vercta, wrekce,
'treiben' aisl. reka, Ic/ghrr 'das Liegen’ aisl. lega, altdän. sivelte 8 )
'hungern' aisl. svelta.
§ 17. Die Brechung scheint nur in starktoniger Silbe einzutreten 4 * ):
iafn 'eben', iæmling 'ein Jahr’ mit Fortis auf dem ersten Bestand
teil, dagegen æmival 'ebensowohl', ammyket 'ebensoviel' mit Fortis
auf dem zweiten Bestandteil, ferner die proklitische Form æthæ
'oder' (got. aippau, aisl. eda).
§ 18. Wo in einem Paradigma Formen mit a- und mit u-Brechung
lautgesetzlich neben einander standen, ist dieser Wechsel durch
Ausgleichung beseitigt worden.
1. Es finden sich nur ia-Formen: Inalp 'Hülfe' aisl. higlp
nach Analogie des gen. hialpar, giald 'Bezahlung' aisl.
giald pi. gigid, J. L. giald I 26.
2. Es finden sich nur io-Formen: gen. iorthæ zu iorth aisl.
igrp gen. iardar 'Erde’, hiorth 'Herde' aisl. higrp gen.
hiardar.
§19. Wo in einem Paradigma lautgesetzlich Formen mit und
ohne Brechung wechselten, ist fast immer Ausgleichung eingetreten.
1. Es finden sich nur gebrochene Formen: fiæl 3 sg. prs.
'er verbirgt’ zu fuélæ statt lautgesetzlichem ‘fei < *felr,
hialpæ 3 sg. opt. prs. ’er helfe’ nach Analogie des inf.
hialpce statt lautgesetzlichem *helpe.
1) Kock: Ark. 11, 323, Beitr. 20, 117.
2) Norcen: Altisl. Gr." § 87, Altschwed. Gr. § 7G,1. Dazu Kock:
Ark. 17, 167.
3 ) Jessen: Etymol. ordbog sub suite.
<) Kock: Ark. 6,39, Noreen: Altisl. Gr. 3 § 90, Altscliw. Gr. § 76.2.