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Zeitpunkt, in welchem sie zur Untersuchung gelangen, sondern
schon lange vorher, und sie taten es zweifellos auch dann
schon, als sie noch sehr klein waren, als sie noch in der
ersten Anlage sich befanden. Es muß so notwendig an
genommen werden, daß sie von Anfang an aus selbständigen
Keimen hervorgehen.“ Ribbert unterscheidet zwei Wege,
auf denen die Keimausschaltung, „die wichtigste Grundlage
der Geschwulstbildung“, zustande kommt:
1) Die Lösung aus dem Verbände kann auf mechanische
Einwirkungen zurückgeführt werden. Quetschungen, Zer
reißungen und auch operative Eingriffe kommen in Betracht.
2) Hauptsächlich ist die Keimausschaltung durch unregel
mäßige Wachstumsvorgänge bedingt. Wenn ein Gewebe
lebhafter als ein anderes proliferiert, oder wenn zwei und
mehrere ohne bestimmte Regel durcheinander wachsen, so
kann eine Abtrennung von Bezirken des einen oder anderen
Teils die Folge sein.
Es giebt im Leben des Individuums zwei Zeiträume,
in denen solche Vorgänge ablaufen können. Einmal kann
das abnorme Wachstum in die Entwicklungszeit, besonders
die embryonale fallen. Die Wachstumsvorgänge sind so
kompliziert, daß schon bei geringen Störungen Unregelmäßig
keiten eintreten können, welche dann eine mehr oder weniger
vollständige Ausschaltung eines Bezirks zur Folge haben
können. Dann ist aber die Keimausschaltung auch unabhängig
von den Entwicklungsvorgängen, also auch bei Erwachsenen,
obgleich, weil weniger häufig, möglich. Es handelt sich
dann nicht darum, daß werdende Teile sich nicht regelmäßig
einfügen, sondern darum, daß aus bereits fertiggestellten
Geweben kleinere Komplexe oder einzelne Zellen wieder
herausgelöst werden. Das könnte dann durch entzündliche
Wucherung „geschehen. Unter welchen Umständen entsteht
nun aber aus den isolierten Fettgewebskeimen ein Lipom?
Ribbert sieht in der Verlagerung dieser Keime aus ihrem
Zusammenhang und Versetzung derselben in andere Gewebs-
arten und unter andere Ernährungsbedingungen die eigent
liche Ursache zur Geschwulstbildung. Solange die Zellen
in dem Gewebe eingeschlossen sind, dessen Bestandteile sie