46 3. Kapitel. Der Kampf für und wider das Currencyprinzip.
eine ungünstige Handels- und Zahlungsbilanz. 1 ) Mill malt die Folgen
ungefähr im Sinne der naiven Quantitätstheorie aus. Das Gleich
gewicht werde schließlich hergestellt sein, wenn der ganze Schatz gleich
mäßig über alle Welt zerstreut sei. Zugleich sei dann der Geldwert ge
sunken. Die Minen könnten nicht wie bisher in demselben Umfang
produzieren. Der jährliche Abgang werde nicht ersetzt werden, folglich
steige der Geldwert wieder, bis die Minen weiter zu arbeiten imstande
seien. 2 ) Senior’s Ansicht teilt der Verfasser, wenn er sich darüber
äußert, wie das Gold nach England kommt. Er weist aber darauf hin,
daß kein direkter Verkehr mit dem Minenlande nötig sei. Nur die
allgemeine Bilanz mit allen Ländern bestimme, welche Summe eingeführt
resp. ausgeführt werde. 3 )
Neues bringt J. St. Mill’s Geldwertlehre nicht. Sie ist der ver
söhnende Abschluß eines Zeitalters, das diesem Problem das lebhafteste
Interesse entgegenbrachte, daß aus dem Geldwert und seinen Veränder
ungen alle wirtschaftlichen Erscheinungen, Krisen wie internationale
Handelsverschiebungen, ableiten wollte. Mit der Ausbreitung der
kapitalistischen Produktionsweise, dem neuorganisierten Transportwesen,
mit dem immer gewaltiger sich entwickelnden Bank- und Kreditwesen
kamen so vielerlei neue Momente für die Lösung des Geldwertproblems
in Betracht, daß ein ganz anderer Weg beschritten wurde. Nur ein
Grundakkord, zuerst von Locke angeschlagen, klingt verhallend weiter
fort: der Wert des Geldes bestimmt sich nach dem Verhältnis, in dem
Angebot und Nachfrage zu einander stehen.
Überblicken wir zum Schluß die gesamte Entwickelung innerhalb
des von uns betrachteten Zeitraumes, so fällt auf, daß abgesehen von
der kurz skizzierten Ansicht Cobbett’s, eine Auffassung, die in ganz
naiver Weise die Quantität zum ausschließlichen Bestimmungsgrund des
Hartgeldwertes macht, nicht auftritt.
Ricardo unterscheidet einen allgemeinen Geldwert und einen
speziellen. Jener gilt für die ganze Welt. Er hängt hauptsächlich ab
von der jeweiligen Höhe der Produktionskosten; daneben spielen Menge
und Seltenheit eine große Rolle. Der spezielle Geldwert reguliert die
Höhe der allgemeinen Warenpreise von Land zu Land. Er wird be
einflußt durch die Relation zwischen Bedarf und Menge. Jede Über
oder Unterdeckuüg des Bedarfs treibt die Preise allgemein und schnell
in die Höhe resp. Tiefe. J. Mill rückt die Quantität in den Vorder
grund. Daneben führt er die Produktionskosten als Bestimmungsgrund
ein. Sie beherrschen international den Geldwert, die Menge national.
Senior geht mehr auf Ricardo zurück. Den allgemeinen Geldwert
reguliert die Höhe der Produktionskosten. Sie wirkt bei ihm aber nicht
1) 469/70. 2) 469/470. 3) 453/4.