1. Die Lehren Ricardos und seiner Schüler.
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Diesen Streit zwischen der Currencyschool und der Banking School,
der hier in knappen Umrissen zur Darstellung gelangt ist, muß man
sich immer vor Augen halten, wenn man die Hartgeldwerttheorien der
einen wie der anderen Gruppe betrachtet.
1.
Die Lehren Ricardo’s und seiner Schüler.
Die Currencytheorie ist, wie mehrfach mitgeteilt wurde, die Fortfüh
rung und Neubelebung alter, oft längst als falsch erwiesener Ansichten.
Sie schließt sich hauptsächlich an die Quantitäts- und Nivellierungs
theorie der älteren englischen Individualisten an, besonders an deren Haupt
vertreter D. Hume. Wie er, läßt sie die umlaufende Menge den alleinigen
Faktor für die Bestimmung des Geldwertes sein. Mit ihm vernachlässigt
sie die Zirkulationsgeschwindigkeit. Die gleiche Furcht vor der Wirkung
des Kredits auf die Warenpreise findet sich bei beiden. Die Verteilung
der Edelmetalle nach dem Bedarf der einzelnen Länder und die Gold
verschiebungen von Nation zu Nation zur Herbeiführung eines solchen
Zustandes wird hier wie dort angenommen. Beide erkennen, ob Mangel
oder Überfluß an Umlaufsmitteln herrscht, an dem Stande des all
gemeinen Preisniveaus. Hume deutet die Verwendung seiner Quantitäts
theorie als Haussetheorie an, die Currencytheorie entwickelt sich völlig
zu einer Krisentheorie.
Den größten Einfluß auf Seiten der Currencyschool übte Ricardo
aus. Ganz darf man ihn allerdings nicht jener Schule zurechnen. Er
nimmt insoweit eine Sonderstellung ein, als er mit Recht die Noten
anders beurteilen konnte, da sie zu seiner Zeit wirklich Papiergeld
waren. Außerdem ist seine Hartgeldwertlehre keine reine Quantitäts
theorie. Die wesentlichsten Züge der Currencytheorie finden sich jedoch
bei ihm bereits vor.
Ricardo’s 1 ) Geldwertlehre ist seiner Wertlehre nicht organisch
entwachsen. Zunächst hat er sich mit dem ihm persönlich naheliegenden
Geldproblem befaßt, um dann erst später die Einordnung in sein Gesamt
system vorzunehmen.
1) I. D. Ricardo, Grundsätze der Volkswirtschaft und Besteuerung. I u. lt.
Leipzig 1837 ed. E. Baumstark.
II- D. Ricabdo, Works, ed. Mc. Ctjlloch, London 1852.
III. D. Ricardo, Three lottere on the price of gold (1809) Baltimore 1903.
IV. D. Ricardo’s Grundsätze der Volkswirtschaft und Besteuerung. Band
II und III.
Sozialwissenschaftliche Erläuterungen I u. II, ed. K. Diehl. 2. Aufl.
Leipzig 1905.