i9
Mit der normannischen Eroberung kommen für das zum Essen
bestimmte Fleisch neue Bezeichnungen auf, indem der normannische
Edelmann das auf seine Tafel gebrachte oxcn flcesh — bouf, boef
etc., das shepes flcesh — motoun, motun etc., das swines flcesh —
porc und das calues flcesh — veel nennt. Während der ganzen
me. Periode haben wir’ die alten germanischen und die neuen
romanischen Ausdrücke für die verschiedenen Fleischsorten neben
einander; bis dann im frühne. endlich (nach N. E. D. jüngster
Beleg für flesh mit vorausgehendem Tiernamen aus dem Jahre 1528)
die ersteren durch die letzteren verdrängt werden. Für spie
„Schinken, Speck“ tritt das im i4 s entlehnte bacoun > bacon
oder lard ein. Bei den Angelsachsen wurde das Fleisch gesalzen
und daher gekocht, selten geröstet. breede „Braten“ wurde so
im me., wo das frische Fleisch mehr geschätzt und bei Gast-
mählern der Vornehmen gebraten genossen wurde, roast genannt,
lendenu pl. „Lende, Lendenstück“ durch loins < afz. logne ersetzt.
Während das Fleisch des Schlachtviehs ein mehr oder
weniger allgemeines Nahrungsmittel aller Gesellschaftsklassen war,
blieb der Genuß des Fleisches der Jagdtiere, wie auch deren
Jagd, auf die oberen Stände beschränkt. Das ae. wäp, me. wath,
waeth „Waidwerk“ wird denn auch analog dem netes flesh, shepes
flesh etc. nach und nach durch das frz. venison < venationem,
das in erster Linie auch das Waidwerk, dann aber das Wild be-
zeichnete, verdrängt. Die Namen der einzelnen Tiere 1 ) jedoch
bewahren ihr germanisches Gepräge, obwohl ihr Fleisch nur an
vornehmen Tafeln serviert wurde.
Auch Geflügel war in England im späten Mittelalter ein
Gericht der Wohlhabenden. John Rüssel zählt in seinem Boke
of Nature 32 verschiedene zu seiner Zeit an der vornehmen
Tafel Vorgesetzte Vögel * 2 ) auf. Nur wenige von ihnen haben aus
dem frz. entlehnte Namen, jedenfalls die von den normannischen
Großen als Leckerbissen eingeführten, wie etwa quayle „Wachtel“
> quail statt ae. wyhtel oder ersc-hen. pigeoun „Taube“ neben
') vgl. Jordan, Dieae. Säugetiernamen. Angl.Forsch. !2,Heidelbg. 1903.
2 ) vgl. Whitman, The birds of old Engl. Lit. Journ. of Germ. Phil.
II, 194 ff
2