Ais im Jahre 1806 das Morphin von dem deutschen
Apotheker Sertürner 1 im Opium aufgefunden und als
vegetabile Base erkannt wurde, fand diese Entdeckung,
welche als der Grundstein zu der heutzutage so über
aus umfangreichen Alkaloidchemie anzusehen ist, noch
nicht eine ihrer Bedeutung entsprechende Beachtung.
Erst eine zweite, im Jahre 1817 erschienene Abhand
lung Sertürners: »Ueber das Morphium, eine neue salz
fähige Grundlage und die Mekonsäure als Hauptbestand
teile des Opiums« 2 lenkte die Aufmerksamkeit weiterer
Chemikerkreise auf die in den Pflanzen enthaltenen, dem
Morphin ähnlichen, basischen Bestandteile, welche durch
ihre physiologischen Eigenschaften und toxikologischen
Wirkungen ausgezeichnet sind. Die mit Eifer von
vielen Forschern betriebenen Untersuchungen über das
Vorhandensein von derartigen pflanzlichen Basen haben
fast in jedem Jahre zur Entdeckung neuer Alkaloide
geführt und ist die Zahl der heute, nach Verlauf eines
Jahrhunderts seit der Auffindung des Morphins, be
kannten eine ausserordentlich grosse. Von diesen sind
über zweihundert vollständig rein dargestellt und ihrer
empirischen Zusammensetzung nach bekannt, bei einer
immerhin verhältnismässig nicht gerade grossen Anzahl
1 Sertürner, Trommsdorff’s Journal der Pharmazie 13. 1, 234;
14. 1, 47.
2 Sertürner, Gilberts Annalen der Physik 55, 56.