Full text: Der Parallelismus zwischen Chateaubriand und Lamartine

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deren leidende Gesundheit er eine Besserung von dem Klima 
Italiens erhoffte. Am 27. Juni kam er in Rom an, Frau von 
Beaumont folgte ihm etwas später. 
Ebenso eröfineten die „Meditations“ ihrem Verfasser die 
diplomatische Laufbahn, die ihm ja trotz mehrfacher Bemühungen 
bis dahin verschlossen geblieben war: 166 ) Lamartine wurde zum 
Gesandtschafts-Attache in Neapel ernannt, wo er Anfang August 
des Jahres 1820 eintraf, und zwar nicht allein, sondern in Be 
gleitung einer anmutigen Gattin. Es war eine vermögende 167 ) 
Engländerin, (ihr Mädchenname war Anna-Eliza Birch,) deren Be 
kanntschaft er gelegentlich eines erneuten Kuraufenthaltes in Aix 
schon im Jahre 1819 gemacht hatte. Ihre Mutter hatte sich zu 
nächst aus religiösen Bedenken der Vereinigung der beiden 
Liebenden widersetzt, bis endlich der Ruhm des jungen Dichters 
den Widerspruch verstummen liefs und die Ehe zu stände kam.' 68 ) 
Indessen gestaltete sich das Leben der beiden Dichter in 
Italien sehr verschieden: Während das Jahr 1820—21, in Neapel, 
Ischia und Rom verbracht, zu den glücklichsten in Lamartiues 
Leben zu rechnen ist, gilt für Chateaubriands Aufenthalt in Rom 
eher das Gegenteil. Er hatte am Krankenbette der Mme de 
Beaumont die Leiden zu durchkosten, die Lamartine bei dein 
Todeskampfe Juliens kennen gelernt hatte, und am 4. November 
1803 eutrifs auch ihm der Tod die Geliebte nach kaum zwanzig 
tägigem Zusammensein Überdies hatte er gewisse diplomatische 
Unvorsichtigkeiten begangen, die sein Verhältnis zu dem Kardinal 
Fesch zu einem wenig erfreulichen gestalteten. Deshalb sehnte er 
sich von Rom fort, ohne indessen, wie es den Anschein hat, 169 ) 
besonders erbaut zu sein, als er auf Betreiben Fontanes seines 
Sekretärpostens enthoben und zum „Ministre de France dans le 
Valais“ ernannt wurde; dieses Amt war ihm offenbar zu gering 
fügig. Deshalb ergriff er, nach Paris zurückgekehrt, nach der 
Erschiefsung des Herzogs von Enghien die Gelegenheit, sich voller 
Empörung^-über diese Gewalttat von Napoleon loszusagen und 
seine sofortige Entlassung zu beantragen. „A partir de ce moment 
il appartint tout entier aux lettres et ä POpposition royaliste.“ 170 ) 
Ohne aber zunächst an dem politischen Treiben tätigen Anteil zu 
nehmen, verbrachte er jetzt zwei Jahre in stiller Zurückgezogen 
heit im Kreise weniger intimer Freunde, bald in seiner be 
scheidenen Wohnung zu Paris, bald auf dem Landgute seines 
Freundes Joubert und bald auf Reisen, die ihn u. a. zu Frau von
	        
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