Full text: Der Parallelismus zwischen Chateaubriand und Lamartine

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Paris, Lamartine y court,“ 140 ) und, wie Chateaubriand 1792 sich 
der Armee des Princes angeschlossen hatte, so folgte auch er 
jetzt seinem Könige nach Bethune. Als sich jedoch das könig 
liche Heer auflöste, kehrte er in das Elternhaus zurück. Da er 
aber zu befürchten hatte, durch die Aushebungen, die Napoleon 
allenthalben veranstalten liefs, zum Dienste im Heere des Kaisers 
gezwungen zu werden, begab er sich in die Schweiz, wo er bis 
zur Entscheidungsschlacht von Waterloo (18. Juni 1815) blieb. 
Nach der erneuten Herstellung des Königtums kehrte er nach 
Paris zurück. „Mais le metier de Soldat ne plait pas ii notre 
poete; il n’aime pas la vie de garnison; son esprit toujours eu 
eveil s’y trouve ä l'etroit, cherchant vainement päture; il ne 
tarde pas ä donner sa demission et se met en quete d’un 
emploi diplomatique.“ 141 ) Indessen fand sich ein derartiger 
Posten vorläufig nicht und unser Dichter blieb den Winter über 
in Paris, ohne eigentliche Beschäftigung, schrieb einige politische 
Abhandlungen, für die er vergeblich einen Verleger suchte, ver- 
fafste einige Zeitungsartikel und dichtete dann und wann einige 
Verse; abends besuchte er die Salons „ä la recherche de quelque 
sous-prefecture.“ 142 ) Da jedoch alle Bemühungen erfolglos waren, 
begab er sich in die Heimat zu seinem Oheim, dem Abbe Lamar 
tine, auf dessen Gut Montculot, wo er ganz den Musen leben 
wollte. Doch eine schwere Erkrankung der Leber zwang ihn, 
auf ärztliche Anordnung hin, Ende August eine Kur in Aix-les- 
Bains zu gebrauchen. Hier machte er eine der wichtigsten, wenn 
nicht überhaupt die wichtigste Bekanntschaft seines ganzen Lebens. 
Schon seit längerer Zeit hatte ihn, wie Chateaubriand, 143 ) 
die oben gekennzeichnete Gemütsstimmung dazu geführt, sich eine 
„Sylphide“, ein „Fantöme d’amour“ zu erträumen, eine Frauen 
gestalt, die alle Vorzüge einzelner Frauen in sich vereinigte. 144 ) 
Am 30. November 1814 hatte Lamartine seinem Freunde Virieu 
geschrieben: „Oui, je le crois, si, pour mon malheur, je trouvais 
une de ces hgures de femme que je revais autrefois, je l’aimerais 
autant que l homme sur la terre aima jamais“. 145 ) Jetzt, nicht 
ganz zwei Jahre später, sollte er eine Verkörperung seines Ideals 
in der Gestalt einer jungen Kranken finden, die, wie er, in dem 
berühmten Badeorte Heilung zu suchen gekommen war; es war 
die Julie und Elvire seiner Dichtung, Mme Julie Charles, Gattin 
eines Gelehrten, „membre de l’Institut“, der als fast 70jähriger 
Greis das eben 18jährige Mädchen geheiratet hatte.
	        
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