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am 15. Juli 1792, emigrierte Chateaubriand mit seinem Bruder
zusammen und begab sieb zur Armee des Princes, die er in Trier
erreichte, und mit der er an der Belagerung von Thionville teil
nahm. Durch einen Granatsplitter verwundet und von den Pocken,
die unter den Soldaten wüteten, befallen, mufste er das Heer
wieder verlassen und unternahm trotz der Qualen, die ihm seine
Krankheit bereitete, die Reise nach London, wo er am 21. Mai 1793
ankam Hier führte er zunächst das entbehrungsreiche Leben
eines unbemittelten Emigranten, tagsüber durch Anfertigung von
Übersetzungen oder durch Entziffern von alten Manuskripten seinen
Lebensunterhalt, teils in der Hauptstadt, teils in der Provinz, 127 )
gewinnend, nachts an einem Werke arbeitend, das „uue sorte
d’encyclopedie historique“ 128 ) werden sollte. Der einzige davon
veröffentlichte Band, bei Baylie gedruckt und bei Deboffe 1797
erschienen, ist unter dem Sondertitel, „Essai historique, politique
et moral sur les revolutions, anciennes et modernes“ bekannt ge
worden. Nach dieser Veröffentlichung wurde der Name Chateau-
briands unter den in London weilenden Emigranten bekannter;
die Salons der vornehmen Welt öffneten sich ihm, und er schlofs
verschiedene Bekanntschaften und Freundschaften, von denen
manche ihm in der Folgezeit sehr nutzbringend werden sollten.
Das gilt vor allen Dingen von seinen Beziehungen zu Fontanes,
den er schon 1789 in Paris getroffen hatte, 129 ) der auch nach
England ausgewandert war, zu dem er jetzt in enge Beziehung
trat, und der bis zu seinem Tode Chateaubriands treuster Berater
blieb. 130 ) Aber schon 1798 kehrte Fontanes auf das Festland
zurück.
In dasselbe Jahr fiel ein wichtiger Wendepunkt im Leben
Chateaubriands, die Rückkehr zum Katholizismus, zum Glauben
seiner Kindheit, dem er, wie schon gelegentlich angedeutet 131 ) und
wie weiter unten 132 ) ausgeführt werden wird, im Laufe der Jahre
entfremdet worden war; gleichzeitig, und mit dieser religiösen
Umkehr verbunden, entstand der Plan zu seinem G. d. ch. 133 ).
Mit diesem Zeitpunkte beginnt ein neuer Abschnitt im Leben
Chateaubriands; wir können hier den Übergang zum Mannesalter
ansetzen.
Wenden wir uns also nun der weiteren Betrachtung des Jugend
lebens Lamartines zu.
Um die Mittes des Jahres 1812 kehrte er aus Italien zurück
und konnte sich auch jetzt noch nicht für einen bestimmten Be-
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