Full text: Der Parallelismus zwischen Chateaubriand und Lamartine

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Sainte-Beuve 78 ) „un peu arrangee, un peu deguisee ä la surface, 
mais exacte dans les traits interieurs. Ce norn de Rene meine est 
son propre nom .... Cette Amelie, nous la connaissons.“ Für 
die Biographie des Chateaubriand dieser Jahre ist nach Sainte- 
Beuves Ansicht dieser Roman sogar mafsgebender als die M. d. t., 
da diese zu stark ausgeschmückt seien; „mais ici, dans Rene, il 
revoyait encore sa jeunesse a la clarte du matin;“ 79 ) „il est son 
portrait meme“. 80 ) Damit ist indessen nicht behauptet, dafs auch 
die Schuld des Helden im Roman irgendwelche autobiographische 
Wahrheit besitzt, wie Lamartine im Einklänge mit vielen Zeit 
genossen in seinen „Souv. et port.“ andeutet. 81 ) 
Denselben Einflufs, wie auf Chateaubriand, hatte die Einsam 
keit, die Untätigkeit und die Unbestimmtheit der Zukunft auf 
Lamartines Gemüt ausgeübt. Aus den ersten Jahren nach dem 
Verlassen des Colleges freilich fehlen uns sichere Beweise für diese 
Annahme. 82 ) Aber schon in den ersten aus den Jahren 1808 und 9 
stammenden Briefen der uns überlieferten Korrespondenz läfst sich 
erkennen, dafs Lamartine am Weltschmerze erkrankt war. Der 
Lamartine jener Jahre ist dem Rene-Chateaubriand geistig ver 
wandt, er ist geradezu eine Wiederholung desselben. 
Zunächst freilich dürfte Lamartines Weltschmerz oft kaum 
mehr als ein Kokettieren mit der damals grassierenden Mode- 
•krankheit 83 ) gewesen sein, ein halb unbewufstes Nachempfinden 
dessen, was der von ihm hochverehrte Chateaubriand vor ihm 
empfunden hatte. 
„Si j’etais menteur, je te dirais que je pleurai en la [die fast 
in Ruinen daliegende Abtei von Cluny] visitant . . ,“ 84 ) „Si je vou- 
lais te faire du pathetique, j’aurais beau jeu. R est sept heures 
du soir, je suis seul dans ma petite cellule, je n’ai que mon Azor 
qui ronf'le ä mes pieds, il fait un vent fort, mais de ces vents qui 
murmurent, qui vous portent un peu de melancolie, il fait fre- 
mir mes vitr.es et vaciller ma lumiere. Si nous adoptions le genre 
ä la mode, je te dirais de helles choses . ,“ 85 ) Gleichzeitig aber 
stofsen wir schon in den ersten Briefen auf Aufserungen, wie 
„mon peu d’aptitude au bonheur“, 80 ) „profite de ta bonne for- 
tune; pour moi j’en cherche toujours“ 87 ) und bald finden wir La 
martine völlig von der Krankheit Rene-Chateaubriands befallen. 
Beide, Lamartine und Rene, können sich nicht entschliefsen, sich 
der Notwendigkeit, „oü l’on est en France, de prendre un etat“ 88 ) 
zu fügen: „Arrete ä l'enti’ee des voies trompeuses de la vie, je
	        
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