Full text: Der Parallelismus zwischen Chateaubriand und Lamartine

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liehe, da die seelische Übereinstimmung, die dort fehlte, hier vor 
handen war. Denn der Gatte war der Gattin an edlen Eigen 
schaften des Geistes und des Gemütes gleich. „II n’y eut jamais 
un homme au monde“, sagt Lamartine von ihm, „qui se douta 
moins de sa vertu et qui enveloppa davantage de toute la pudeur 
d’une femme les severes perfections d’une nature de heros 
Quant ä ses goüts, ils etaient primitifs comme son äme. Patri- 
arche et militaire, c’etait tout 1’homme. La chasse et les bois, 
quand il etait en semestre dans la province. Le reste de l’annee, 
son regiment, son cheval, ses armes, les reglements scrupuleuse- 
ment suivis et ennoblis par l’enthousiasme de la vie de Soldat; 
c’etaient toutes ses occupations. II ne voyait rien au delä de son 
grade de capitaine de cavalerie et de l’estime de ses camarades.“ 23 ) 
Die Worte, mit denen die Gattin ihren Gemahl in ihrem Tage 
buche charakterisiert, bestätigen uns dieses Urteil des Sohnes in 
vollstem Umfange. 23 ) 
So sehr dieser Charakter von dem des Vaters Chateaubriands 
abweicht, in einem Punkte stimmen beide überein, in ihrem hohen 
Ehrbegriffe. 24 ) 
Würde man aber nicht vielleicht noch mehrere Berührungs 
punkte in diesen beiden Charakteren finden können, wenn Cha 
teaubriand in reiferem Alter seinen Vater gekannt hätte, so wie 
es Lamartine vergönnt war? 25 ) Auch dieser hat ursprünglich 
seinen Vater ungünstig beurteilt: „Je le crus dur et austere“. 
Aber als ihm das jahrelange Zusammenleben mit demselben bei 
reiferer Einsicht eine gerechtere Würdigung seines Charakters er 
möglichte, sah er ein, dafs „il n’etait que juste et rigide“. 26 ) 
Chateaubriand hingegen war es durch den frühen Tod seines 
Vaters versagt, dessen Charakterbild, wie es seinem Geiste von 
seiner Jugend her vorschwebte, später zu berichtigen, so dafs es in 
dieser ungünstigen Gestalt 27 ) in seine M. d. t. überging. 
Auch seine Mutter hat Chateaubriand nicht so liebevoll be 
urteilt, wie man wohl erwarten sollte. Er berichtet verhältnis- 
mäfsig nur weniges von ihr, und dieses wenige ist nur allzu ge 
eignet, seine Mutter als eine ziemlich oberflächliche Person er 
scheinen zu lassen. 28 ) 
Einigermafsen erklärt sich auch dieses daraus, dafs Chateau 
briand schon früh das Elternhaus verlassen mufste, — seit seinem 
elften Lebensjahre, in dem er auf das Kolleg von Dol geschickt 
wurde, hielt er sich, abgesehen von zwei Jahren, die er dort ver
	        
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