Schon in den ältesten Aufzeichnungen über Krankheiten,
bei C e 1 s u s und Galen, finden wir hysterische Symptome
beschrieben. Wenn man auch lange Zeit die Hysterie auf
Erkrankungen des weiblichen Genitalapparates, was auch
in dem Namen —• Hystera = Gebärmutter — liegt, zurück
führte; so wurde doch durch den Satz Charles Lepois
1618: ,,Hysterica symptomata vulgo dicta omnia fere viris
cum mulieribus communia sunt,“ zugegeben, daß auch
Männer an Hysterie erkranken können. Ferner hat gleichfalls
Charles Lepois erkannt, daß die Hysterie häufig auch
bei Kindern vorkommt, was er in den Worten ausspricht:
„Enim vero experientiae fide, multae puellae vivunt hvstericis
tentatae symptomatibus.“
•Jedoch der Mann, der endgültig mit der althergebrachten
Theorie, die Hysterie sei in Einklang zu bringen mit Er
krankungen des weiblichen Genitalapparates, brach, war
Briquet in seinem klassischen Werke: Traite clinique et
therapeutique de l’hysterie, in dem er auch weiter ausspricht,
daß der Hysterie eine Neurose des Gehirns zu Grunde liege.
Ferner teilt er mit, daß nach seinen Erfahrungen bei etwa
Vs der Fälle sich die Krankheit vor dem 12. Lebensjahre
entwickelte. Mag nun Mann oder Frau, Knabe oder Mädchen
an Hysterie erkranken, so giebt es doch wie Pit res in
seinen le^ons cliniques sur l’hysterie et l’hypnotisme sagt,
„keinen tatsächlichen Unterschied zwischen den Erscheinungs
formen der Hysterie, die männliche oder weibliche Hysterie,
die Hysterie der Kinder oder der Erwachsenen sind nichts