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Arzte zurufen: „Lerne die Hysterie kennen, dann wird diese 
auch in vielen Fällen heilen, ehe die Kranken oder ihre 
Angehörigen daran denken, die Hülfe eines anderen Arztes 
oder gar des Kurpfuschers in Anspruch zu nehmen.“ 
Daß im vorliegenden Falle der Sprachstörung Hysterie 
zu Grunde liegt, muß klar erkannt werden. 
Während bei Erwachsenen die sogenannten hysterischen 
Stigmata vorherrschend sind, die sensibler und sensorischer, 
motorischer und rein psychischer Art sind, so läßt die Kinder 
hysterie diese Symptome sehr häufig vermissen und zeigt 
sich in der monosymptomatischen Form. So haben wir 
auch hier eine einzige Krankheitserscheinung vor uns — 
nur die Sprachstörung; und dieses Einzelsymptom als hy 
sterisch zu erkennen, darauf kommt es an. 
Differentialdiagnostisch könnte man vielleicht, da Patient 
vor 2 Jahren an Gehirnhautentzündung gelitten hat, denken, 
daß die Sprachstörung organischer Natur gewesen wäre und 
im Anschluß an die Gehirnhautentzündung Defekte geblieben 
sind, welche die Störung verursachten. Aber das ganze Krank 
heitsbild war so charakteristisch mit dem prompten Reagieren 
auf Suggestions- und Elektrizitätbehandlung, daß es sich 
nur um eine funktionelle Störung handeln konnte. 
Besonders interessant dürfte der vorliegende Fall wohl 
dadurch sein, daß sich anamnestisch kein Moment ergiebt, 
das aetiologisch für diese hysterische Sprachstörung heran 
zuziehen wäre. Also, weder ist erbliche nervöse Belastung 
vorhanden, noch besteht direkte homologe Vererbung, die 
Eltern sind nicht hysterisch. Wollte man den Umstand, daß 
die Vatersbrüder der Mutter eigensinnige, sonderbare Leute 
sein sollen, ätiologisch heranziehen, so dürfte dies wohl 
etwas sehr-/weit hergeholt sein. Auch keine besondere psy 
chische Erregung war vorhanden, wie sie oft den Anlaß zu 
funktionellen Aphasien giebt. So hat man wohl nach großem 
Schreck die Sprache für kurze oder lange Zeit verloren 
gehen sehen. Große Furcht vor Strafe in der Schule, vor 
der Strenge des Lehrers wirkt bei Kindern häufig ebenso; 
doch bei unserem Patienten, der stets ein Musterschüler