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Erkrankung die Treppe heruntergefallen war (15). Viel wichtiger als
diese immer mit großer Skepsis aufzunehmenden Angaben über Gelegen
heitsursachen sind die leider auch sehr lückenhaften Angaben über Ein
gangspforten oder primäre Herde. Bei Fall 5 bestand eine Backzahn
eiterung, bei 12 ein Furunkel am Handgelenk, bei 14 eine Phlegmone
der Hand und hei 17 eine Verletzung der großen Zehe.
Auch die Angaben über die Krankheitserreger sind unzureichend.
Hahn fand in 7 Fällen den Staphylococcus pyog. aur., in 2 den albus
und in 2 waren es wahrscheinlich nicht näher charakterisierte Staphylo
kokken. Dazu kommen hier 2 mal nicht näher charakterisierte Staphylo
kokken (8, 15), 4 mal Staphylococcus pyog. aur. (11, 13, 17, 18), 2 mal
Pneumokokken (1, 2), 1 mal Streptokokken (3) und 1 mal Pyocyaueus (6).
Nach alledem sind wir wohl berechtigt, folgende Schlüsse zu ziehen:
Bei vielen Infektionskrankheiten kommt es zu meistens nur mit mikro
skopisch nachweisbaren pathologischen Veränderungen einhergehenden
Bakterienansiedelungen im Wirbelmark, die nicht so selten, als bisher
angenommen wurde, zu ausgesprochenen osteomyelitischen Erkrankungen
der Wirbel führen können. Nach den klinischen Beobachtungen der
Wirbelosteomyelitis ist das männliche Geschlecht weit häufiger betroffen;
von den Abschnitten der Wirbelsäule die Lendenwirbelsäule am häufigsten;
es folgen Brust- und Halswirbelsäule. Die Erkrankung setzt in solch
schweren Fällen stürmisch ein, ist äußerst gefährlich wegen der Kompli
kationsmöglichkeiten mit entzündlichen Prozessen sowohl des Zentral
nervensystems und seiner Häute, als auch der Pleura und des Peri
toneums, macht meistens — und je eher desto besser — eine Operation
erforderlich, bietet häufig diagnostische Schwierigkeiten und führt nicht
selten zum Tode.
Zum Schluß sei es mir gestattet, meinem hochverehrten Chef Herrn
Prosektor Dr. Eüg. Fraenkel für die freundliche Anregung zu dieser
Arbeit, für die liebenswürdige Unterstützung und das mir dabei erwiesene
rege Interesse meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Auch möchte
ich nicht unterlassen, den Herrn Oberärzten Dr. Nonne und Dr. Reiche
für die gütige Überlassung der Krankengeschichten von Fall 17 und 18
verbindlichst zu danken.
Anmerkung während der Korrektur: Nach dem Erscheinen der im Anfang
zitierten Arbeiten von Fraenkel ist es M. Otten gelungen, den Milzbranderreger,
Bact. coli und Streptococcus mucosus, aus dem Knochenmark der Wirbel zu züchten.
M. Otten, Deutsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 86, 1906.
Derselbe, Virchows Archiv. Bd. 184, 1900.