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Wittneben,
suchungen von Prochnik gewandt hatte, so erschien bald eine sehr energische
Entgegnung Grubers. Er tadelt an Kirchners Versuchen, dass er dem zu
filtrierenden Wasser Bouillonkulturen von pathogenen Keimen zugesetzt und
so diesen Keimen einen günstigen Nährboden geschaffen habe, welcher es er
mögliche, dass die Keime, die in gewöhnlichem Wasser nicht vermehrungsfähig
seien, sich vermehrten und daher auch die Filter durchwüchsen, während sie
es unter normalen Umständen nicht täten. Fa - macht darauf aufmerksam, dass
die Wassersaprophyten eben nicht durchgeschwemmt würden, sondern unter
den ihnen günstigen Lebensbedingungen die Filterwand durchwüchsen. Die
Erwägungen Grubers, die sich auf die Arbeiten Prochniks gründeten,
wurden weiter experimentell bekräftigt durch Versuche Schöfers, der fand,
dass bei Filtration gewöhnlichen Wassers, dem Typhuskeime zugesetzt waren,
keine Typhusbakterien das Filter passierten, dass dies aber geschah, sobald
das Wasser durch Zusatz von Bouillon zu einem für Typhuskeime günstigen
Nährboden gemacht war. Auch fand er, dass das Durchwachsen der gewöhn
lichen Saprophyten bei höheren Temperaturen schneller stattfand als bei
niedrigen. Er kommt zu dem Schluss, dass die Berkefeldfilter als keimdicht
zu betrachten sind. Die Behauptungen Kirchners fanden dagegen eine
kräftige Stütze durch Severin Jolin. Auf Grund seiner Prüfung von zwei
Berkefeldkerzen an der Stockholmer Wasserleitung kam er ebenfalls zu fol
gendem Ergebnis: Die Filter vermögen nur mehr oder minder kurze Zeit
Bakterien zurückzuhalten, ja zuweilen können sie schon von Anfang an das
Durchdringeu der Bakterien nicht verhindern. Ein inficiertes Filter verschlech
tert das damit filtrierte Wasser noch. Die anfangs-verhältnismässig bedeutende
Filtrationsgeschwindigkeit nimmt recht schnell ab, falls das Filter nicht immer
wieder von Zeit zu Zeit gereinigt wird.
Manche Untersuchung wurde anfangs der 90er Jahre noch ausgeführt,
ohne dass man zu einem übereinstimmenden Urteil kam. Gruber an die
Seite stellte sich mit ähnlichen Resultaten Lübbert, der allerdings nur mit
einem einzigen Taschenfilter gearbeitet hatte. Ein ebenfalls günstiges Urteil
fällt Weyl, der 2 Berkefeldkerzen 4 Monate lang prüfte. Er fand, dass sie
sicher 3 Tage lang keimfreies Filtrat liefern und leicht zu sterilisieren sind,
dass sie zwar schnell an Förderkraft verlieren, diese aber leicht durch mecha
nische Reinigung zu heben ist, und empfiehlt sie daher als Hausfilter. Ein
noch günstigeres und einzig dastehendes Urteil ist das von Koettstorfer,
der in der Marineakademie zu Pola 2 Berkefeldkerzen prüfte und fand, dass
sie, ohne sterilisiert zu werden, noch nach 52 Tagen ein keimfreies Filtrat
lieferten bei einer Ergiebigkeit von 2—300 Litern pro Tag. Dachnjewski
prüfte Berkefeld- und Chamberlandkerzen nebeneinander und empfiehlt Berke-
feld mehr für den Hausgebrauch, obgleich sie schneller durchwachsen werden
als Chamberland. Dasselbe fand Bujwid, bei dessen Versuchen Berkefeld-
nach 2—3 Tagen, Chamberlandkerzen erst nach o—7 Tagen durchwachsen
waren, auch tadelt er die Zerbrechlichkeit der Berkefeldkerzen. Sehr ein
gehend prüften 1895 Woodhead und Cartwright Wood 40 Filterkerzen und
fanden, dass Chamberlands die besten seien, ihnen fast gleich die Berkefeld
kerzen; doch Hessen sie schon nach 3 Tagen reichlich Bakterien durch.