Das Verlangen, ein einwandsfreies Trinkwasser auch an Orten zu ge
messen, wo dies von der Natur nicht geboten wird, hat schon seit mehreren
Jahrzehnten zur Fabrikation der verschiedensten Hausfilter geführt. Eines
der ältesten und bekanntesten ist das 1884 von Pasteur und seinem Schüler
Chamberland aus Porzellanton konstruierte Filtre sans pression, welches in
der französischen Armee eingeführt wurde. Wenn es auch anfangs ein keim
freies Filtrat liefert, so ist seine Ergiebigkeit doch eine sehr geringe, und die
Bakteriendichtigkeit bald ungenügend. Dies ergaben schon 1890 die Versuche
von Kübler, der nur höchstens 4 Tage ein steriles Filtrat erhielt. Zu den
selben Resultaten kamen Acosta und Grande Rossi, die direkt vor den
Filtern warnen. Auch die von Hesse 1885 empfohlenen Asbest- und Ton
filter, ebenso wie die verschiedenen anderen Asbest-, Kohle-, Papier- und
Eisenschwammfilter haben sich teils wegen der völlig unzureichenden Zurück
haltung von Bakterien, teils wegen der geringen Ergiebigkeit nicht bewährt.
Da veröffentlichte 1891 H. Nordtmeyer die Ergebnisse seiner Versuche mit
den von ihm und Berkefeld konstruierten Filterkerzen ans gebrannter Infu
sorienerde, die sehr ermutigend klangen. Die Kerze gab für längere Zeit ein
keimfreies Filtrat, war durch Kochen sicher zu sterilisieren und lieferte eine
bedeutende Filtratmenge, durchschnittlich 2 Liter pro Minute, eine Leistung,
auf die sie durch mechanische Reinigung stets wieder gebracht werden konnte,
so dass Nordtmeyer seine Veröffentlichung schliesst: Es dürfte somit dieses
Filter den Anforderungen an ein Hausfilter auf das vollkommenste entsprechen.
Auch die Nachprüfungen von Bitter und Prochnik ergaben sehr günstige
Resultate; letzterer arbeitete mit Einschwemmungen von Prodigiosus, den er
im Filtrat nie nachweisen konnte. Gegenüber diesen rückhaltlosen Empfeh
lungen der Kieselguhrfilter fehlte es aber bald nicht an warnenden Stimmen.
Zuerst war es Kirchner, der nach einer sehr eingehenden Prüfung von
8 Berkefeldkerzen zu dem Resultat kam, dass die Filter nur für kurze Zeit ein
zuverlässig keimfreies Filtrat geben, dass sie pathogene Bakterien nicht länger
als nichtpathogene zurückhalten, dass ihre Leistungsfähigkeit schnell abnimmt
und nur durch häufig wiederholte und gefährliche, d. h. leicht zur Schädigung
der Kerzen führende Reinigungsmassregeln wiederhergestellt werden kann. Da
Kirchner sich auch gegen die unter Grubers Leitung ausgeführten Unter-
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