Die Bezeichnung Zuckergußleber stammt von
Curschmann, der im Jahre 1884 unter diesem Namen
einen Symptomkomplex beschrieben hat, der zwar schon von
früheren Autoren angeführt, aber in seiner Eigenart nicht
genügend gewürdigt war. Da der Curschmannsche Fall der
erste gut beobachtete ist und bereits die wesentlichen
Gesichtspunkte für die Kritik der wichtigsten Krankheits
erscheinungen enthält, möchte ich zunächst ein kurzes
Referat dieses klassischen Falles vorausschicken.
54 jährige Patientin, sonst stets gesund gewesen, erkrankt vier
Jahre vor der Aufnahme ohne bekannte Ursache init Fieber und heftigen
Schmerzen in der Oberbauchgegend. Nach Abklingen der akuten Er
scheinungen allmähliche Entwicklung eines bedeutenden Ascites, der zur
Paracentese nötigt, die noch 15 mal wiederholt werden muß. Die Pausen
zwischen den einzelnen Paracentesen werden immer länger.
Bei der Aufnahme folgender Status: Mittelgroße, stark abgemagerte
Frau, gelbliche, nicht ikterische Hautdecken. Kein Fieber, Puls ruhig,
regelmäßig, mäßig gespannt. Lungen und Herz anscheinend normal.
Starker Ascites. Leberdämpfung verkleinert, Leber nicht palpabel, Milz
dämpfung vergrößert. Nach Punktion gelingt es, die mäßig verkleinerte,
sehr derbe, glatte, stumpfrandige Leber und die vergrößerte harte Milz
zu palpieren. Nach der Punktion fühlt sich die Kranke erheblich besser
und freier. Die Flüssigkeitsansammlung kehrt nur sehr langsam wieder
und hat erst nach Monaten etwa 4 /5 des vor der Punktion beobachteten
Grades erreicht. Von nun an vergrößert sich der Ascites nicht mehr, die
Kranke hat wenig Beschwerden; sie ist den ganzen Tag außer Bett und
verrichtet leichtere Arbeiten. So bleibt der Ascites über IVa Jahre völlig
unverändert, ein Produkt eines offenbar zum Stillstand gekommenen
Krankheitsprozesses. Die Leber läßt sich nicht mehr genau palpieren.
Erwähnt wird, daß die Venen der Bauchdecken sich allmählich erweitert
haben. 2V2 Jahre nach der Aufnahme ins Krankenhaus Exitus nach
kurzem Krankenlager.