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können auf retrogradem Wege die Leber, Mesenterialdrüsen
und Nieren afficiert werden. Ist aber einmal das Gewebe der
Lumbaldrüsen durch die metastatische Neubildung ersetzt, so
steht den Geschwulstzellen durch die Cysterna chyli und den
Ductus thoraeicus der Weg nach den Blutbahnen offen.
In den kleinen Kreislauf geschleudert, setzen sie sich in den
Lungen fest und bilden dort Metastasen, von welchen wiederum
der große Kreislauf wie auch die Bronchialdrüsen mit Ge
schwulstelementen beschickt werden können. Die Inguinal
drüsen werden meist erst spät, wenn die Tunica albuginea
durchbrochen und'die Scrotalhüllen mitergriffen sind, mit
Geschwulstpartikeln inficiert. Um auf unseren Fall zurück
zukommen, so waren Metastasen in den retroperitonealen
Drüsen und bereits auch in den Lungen vorhanden. Diese
Lungenmetastasen können einmal durch Verschleppung auf
dem eben geschilderten Lymphwege entstanden sein, wie
auch von dem durch Zufall in der Schnittserie getroffenen
Durchbruch von Geschwulstzellen in ein Gefäß ihren Ursprung
genommen haben.
Die zu mikroskopischen Zwecken gehärtete Metastase
in der Lunge sitzt dicht unter der Pleura und hat die Größe
einer Kirsche von rundlich-ovaler Gestalt. Auf dem Durch
schnitt zeigt sie im frischen Zustande eine tief dunkelrote,
augenscheinlich durch große haemorrhagische Herde be
dingte Verfärbung; nur in ihren centralen Teilen sind
einige ungleichmäßge, weiße Gewebsgänge zu unterscheiden.
Das umgebende Lungengewebe scheint ebenfalls stark
haemorrhagisch, in der weiteren Umgebung ist es oede-
matös. Mikroskopisch zeigt diese Metastase ein sehr un
gleichmäßiges Wachstum des Geschwulstgewebes. Dasselbe
liegt an mehreren Stellen in Form dicht gedrängter Zellhaufen
und Stränge von dem oben beschriebenen Charakter. Vielfach
finden wir auch hier bereits ausgedehnte Nekrosen mit reich
lichem Kerndetritus, daneben große haemorrhagische Herde.
Zahlreiche, zum Teil sehr dünnwandige, weite Gefäße durch
setzen überall das neoplastische Gewebe. Die in dem primären
Tumor gefundenen drüsenscbtauch- und zapfenähnlichen
Zellbildungen sind in dieser Metastase nicht nachweisbar.