Full text: Beitrag zur prognostischen Beurteilung der Paranoia

6 
sächlich Heilungen Vorkommen. Letzteres wird von manchen 
Autoren mit Rücksicht auf die strenge Form ihrer Definition 
des Begriffes Paranoia nicht anerkannt; Kraepelin z. B. 
hält für wesentliche Merkmale der Krankheit die grund 
sätzliche Unheilbarkeit und das dauernde Fortbestehen der 
auftretenden Wahnbildungen. Jedenfalls ist die Prognose 
in einem Falle von Paranoia von vornherein nie mit Sicherheit 
zu stellen. Wie bei anderen erstmaligen geistigen Erkran 
kungen ist sie bis zu gewissem Grade auch hei der Ver 
rücktheit „abhängig zu machen von den aetiologischen Be 
dingungen, von der Eigenart des erkrankten Individuums 
und von der klinischen Gestaltung des Krankheitsbildes.“ 
(B i n s w a n g e r.) 
Mit Rücksicht auf die Entwicklung der Wahnbildung 
hat man eine acute und eine chronische Form der Paranoia 
unterschieden. Diese diagnostische Unterscheidung beeinflußt 
die prognostische Beurteilung des einzelnen Krankheitsfalles 
in geringem Maße, und das nur auf Grund bloßer Erfahrung, 
da pathologisch-anatomische Grundlagen fehlen und die an 
genommenen Ursachen für die sichtbaren Erscheinungen 
hypothetisch sind. Auch „die Prognose der akuten Ver 
rücktheit ist mit aller Reserve zu stellen“ (S i em e r 1 i n g). 
In der „Deutschen Klinik“ wirft Sommer die Frage auf 
„gibt es eine selbständige B'orm hallucinatorischer Psychose 
ohne Verwirrtheit mit Ausgang in Heilung neben den mit 
Sinnestäuschungen einhergehenden paranoischen Processen, 
die in Schwachsinn endigen.“ Seine Antwort lautet „wenn 
auch sehr selten, kommen Psychosen vor, die in Bezug auf 
Sinnestäuschungen und Wahnbildung durchaus eine Paranoia 
darstellen, während sie zur völligen Heilung führen.“ „Dieser 
Zustand kann als eine Art Äquivalent im Ablauf einer peri 
odischen Störung aufgefaßt werden, wenn sich in der Anamnese 
dieser Kranken das Vorkommen von einem oder mehreren 
Anfällen von Depression oder anderer Art von Gemütsstörung 
ermitteln läßt. Bei der erwähnten Gruppe stellen Sinnes 
täuschungen von Anfang an das wesentliche Symptom dar, 
von dem alles andere abhängt. Dabei ist die Abwesenheit 
aller Züge von Schwachsinn bemerkenswert.“ Sommer
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.