Full text: Beitrag zur prognostischen Beurteilung der Paranoia

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Rolle. Das Wahnsystem baut sich auf hauptsächlich auf 
Urteilsfälschungen, illusionärer Deutung von Wahrnehmungen. 
Bei L. sind Gedächtnisfälschungen beteiligt, bei P. treten 
affektive Störungen besonders hervor. Bei letzterem ist die 
ganze Entwicklung eine mehr schleichende chronische, bei 
L. schreitet sie besonders kurz vor dem offenen Ausbruch 
rapide vorwärts. Die Wahnfabel bietet bei beiden keine 
Besonderheit. Die Rückbildung der Wahnideen geht hier 
wie dort gleichmäßig stetig fortschreitend vor sich, die 
Wahnvorstellungen werden vollkommen aufgegeben und als 
krankhaft erkannt, und die Patienten konnten mit gutem 
Gewissen dem Leben zurückgegeben werden. Das Ausbleiben 
jeglicher Andeutung eines Recidivs hat der Annahme einer 
Heilung weiterhin recht gegeben. Besonders bei P. ist trotz 
der lebhaften Beteiligung der Affekte, welche im allgemeinen 
ein günstiges Symptom für die Prognose bedeutet, der Ausgang 
in vollkommene Genesung ein unerwarteter gewesen. 
Die Zahl der in der Literatur beschriebenen Fälle vou 
Paranoia mit günstigem Ausgang ist nicht groß trotz des 
Interesses, das von jeher dieser Krankheit bezeigt worden 
ist. Ich erwähne einen Fall von Bartels, der nach 5 jähriger 
Dauer in relativ kurzer Zeit zur Heilung gekommen ist. Ein 
von Frey burg beschriebener Fall von chronischer Paranoia 
zeichnet sich durch eine große Compliciertheit der im Laufe 
von 7 Jahren unter zahlreichen Remissionen auftretenden 
Störungen aus und geht schließlich ohne Intelligenzdefekt 
in wahrscheinlich anhaltende Genesung über. 
Erwähnenswert scheinen mir auch die 3 von Gierlich 
geschilderten Fälle vou periodischer Paranoia ohne Fort 
schreiten im Wahnsystem, welche Gierlich unter folgenden 
Gesichtspunkten zusammenfaßt: ,.Es gibt Fälle, die unter 
dem Bilde der Paranoia verlaufen, zur Ausbildung eines 
systematischen Verfolgungswahnes gelangen, mit großer 
Zornmütigkeit, ohne heitere und traurige Affekte, bei freiem 
Sensorium mehrere Wochen andauern und dann ziemlich 
schnell in volle Krankheitseinsicht übergehen, mit der 
Neigung zur periodischen Wiederkehr. Die Proguose ist 
in Bezug auf den einzelnen Anfall günstig, bezüglich der
	        
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