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um Rat und Hilfe an die Außenwelt; er offenbart nun, was
er vorher aufs sorgfältigste vor ihr verborgen hatte, was ihr
bisher höchstens als eine Verschrobenheit im Zusammenhang
mit Lebensschicksalen erschienen sein konnte.
Für die Entwicklung des Wahngedankenganges haben,
wie schon erwähnt, in diesem Falle Gefühlsbewegungen,
Affekte, eine beinahe entscheidende Bedeutung. Im übrigen
handelt es sich hauptsächlich um falsche Deutung von Wahr
nehmungen und deren phantastische Umgestaltung zu brauch
baren Bausteinen. Direkte Sinnestäuschungen sind über
haupt kaum aufgetreten. Hallueinationen spielen eine ge
ringe Rolle: um das von einem Engel ihm gezeigte Licht
hat Pat. sich wenig gekümmert. In der Erscheinung des
lieblichen Kindes freilich, das er Gasstraße 14 im oberen
Stockwerk im Spiegel lieblicher Blumenpracht geschaut hat
Sterbezimmer seiner Frau?), hat er alles gefuuden, was er
sich wünschte.
Die plötzliche Loslösung aus den gewohnten Verhält
nissen, die dem Patienten in gleicher .Weise stets neue psy
chische Erregung und Schädigung verursachten, ist ihm
eine wahre Befreiung und für den Verlauf und Ausgang
der Krankheit von wesentlicher Bedeutung. Die Angstzu
stande mildern sich bald, wenigstens bezüglich der Verfolgung
seiner Person wird Patient ruhiger, concentriert allerdings
dafür seine Angstempfindungen auf das Ergehen seiner
Kinder, bis auch diese Empfindung durch den Besuch seiner
Kinder vermindert wird. Die Genesung geht gleichmäßig
voran. Am 13. II. fühlt er noch den „Impuls“. Die
Krankheitseinsicht stellt sich allmählich ein und wird, nach
dem er noch am 10. III. sich nicht sicher gefühlt hat, ob
er nicht außerhalb der Klinik doch noch wieder verfolgt
werde, schließlich zu einer vollkommenen. Äußerst be
merkenswert ist, daß selbst ein tatsächlicher Überfall nur
einen verhältnismäßig schnell vorübergehenden Eindruck
macht. Ein dissimulierender Paranoiker würde bei einem
solchen Ereignis zweifellos aus der Rolle gefallen sein. Die
Besserung ist tatsächlich eine anhaltende geblieben.
Trotz dieses günstigen Ausgangs muß die Diagnose der