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bis zum Gürtel reichendes Pappkreuz vor. Auf dem großen
Pappkreuz ruhte ein kleineres von rotem Seidenstoff, dem
rosafarbene Bänder aufgenäht waren. Um den Hals trug
P. ein rosa Band. Unter dem Kittel steckte ein Lammfell,
darunter trug Patient ein weißes Hemd (angeblich sein
Bräutigamshemd) und einen weißen Frauenunterrock mit
Spitzen (angeblicher Brautrock seiner Frau). Die Unter
hose war über die Hose gezogen. Weiter trug er eine ge
strickte Jacke.
Auf die Frage, wie er zu dem Kostüm komme, ant
wortet er, er wolle sich ritterlich kleiden. Fr habe es an
gezogen, um seine innere Bewegung zu äußern. Das Kreuz
solle anzeigen, daß er sich vor nichts fürchte, es solle die
Furchtlosigkeit bedeuten. An dem Kreuz bedeute die eine
Seite Kaiser Friedrich, die audere Kaiser Wilhelm II.; er
trage von ihnen 2 il. stücke auf dem Herzen, für Wilhelm 1.
fehle ihm das Geldstück. Der Gürtel waffne ihn, er habe
sich gut vorgesehen. „Ich litt so an Verfolgungswahn. Ich
fühle mich verfolgt, alle trachten mir nach dem Leben.“
Nach dem Lammfell gefragt: „wenn ich geschossen und
gestochen werde, ist das der beste Kugelfänger. Ich werde
schon seit Jahren verfolgt. Getan hat mir noch niemand
etwas. Ich habe den Wahn, als wollten sie mich aus der
Welt schaffen oder niederschlagen.“ Verfolgung habe er
wahrgenommen durch Johleu und Pfeifen. Wenn ein Zeichen
passiere, fühle er sich verfolgt, z. B. bei Pferdegetrappel;
dann glaube er, es sei ein Signal, daß man ihn überfallen
werde. Fines Nachts um 3 Uhr sei ein Wagen mit Eisen-
reifen, dann gleich einer mit Gummireifen gekommen. Er
habe am nächsten lag (19. I.) darauf gelauert; er habe ge-
meiut, es sei ein Geheimsignal, und sei ängstlich geworden,
ln dem Wagen mit Gummireifen sei Prinz Heinrich, der
komme ihm zu Hilfe, werde das Militär mobil machen. Er
sei mit dem geladenen Revolver zum Fenster gesprungen
und habe in die Luft schießen wollen, um Hülfe zu holen.
Er habe nicht geschossen; es sei nicht das richtige Gefährt
gewesen. Heute habe er sich verbarrikadiert, habe sich zur
Rüste gesetzt. Fr habe sich nicht als Mann entpuppen,