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Rolle noch nicht so vollkommen hat einleben können, um
sie nun gleich ganz zu beherrschen. Bis zu gewissem Grade
ist allerdings eine Umwandlung der Persönlichkeit unter
dem Einfluß der Wahngedanken vor sich gegangen. L. ist
nicht mehr der alte ordentliche strebsame Holzhändler, weder
im Berufe noch in der Familie. Er fühlt sich als Gottes
sohn, als ein moderner Messias, ist ,aber mit dieser Idee
noch nicht so verwachsen, daß man sagen könnte, seine
individuelle Persönlichkeit sei völlig darin verloren gegangen.
Eine Transformation der ganzen Persönlichkeit ist noch
nicht vor sich gegangen, wenigstens nicht in dem Maße,
wie es bei Paranoia chronica oft. zu beobachten ist. Die Lebens
ereignisse stehen noch in engem Zusammenhang mit den
Ideen und vermögen noch ihren wechselnden Einfluß darauf
auszuüben.
Da Unglück und Not auch an einem normal veran
lagten Menschen selten ganz spurlos vorübergeht, ist es er
klärlich, daß die Verrücktheit des L. seiner Umgebung nicht
viel früher auffiel, als bis er infolge der plötzlichen Steigerung
der Erregungserscheinungen unter dem Einfluß des Wahnes
gefährlich zu werden drohte. Bis dahin ist kaum etwas
Auffälliges an ihm beobachtet worden. Soweit sein nicht
eben vom Wahn beeinflußtes Urteil in Frage kam, ist Patient
als vollkommen normaler Mensch erschienen. Sich über
seine extravaganten Größenideen zu äußern, hat er jeden
falls wenig Gelegenheit gehabt, bis dieselben ihn endlich
überwältigten. Wahrscheinlich ist deren Erörterung ge
legentlich bei seiner geistig normal veranlagten Frau auf
lebhaften Widerstand gestoßen, was Patienten bei seinem
schon bestehenden großen Mißtrauen überraschte, reizte und
schließlich Veranlassung zu Händeln gab. Versuche zur
Berichtigung-seiner Ideen, die auch sonst in mancher Weise
(Pfarrer, Schloßwache) gemacht wurden, prallten erfolglos
zurück und befestigten gar den Wahn, obwohl Patient einer
Besprechung seiner Gedanken und auch einem mit der
nötigen Vorsicht angebrachten Zuspruch sich durchaus nicht
unzugänglich erwies.