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vou Luther begonnene Reformationswerk vollenden, alle Un
gerechtigkeit von der Erde ausrotten und die gelbe Farbe
als die allgemein gültige zu Ehren bringen soll. Ich habe
ihm zugeredet, daß er sich zunächst eine Zeitlang in die
Stille und Einsamkeit begeben muß, wo seine Ideen abge
klärt und seine Gedanken noch vertieft werden müssen, und
habe ihm eine solche Stätte versprochen. Ich glaube, daß
er sich unter diesem Vorwände abholen läßt und gutwillig
folgen wird. Ich bemerke noch, daß von 3 Brüdern bereits
zwei im Irrenhause sind. Die Frau ist schwächlich. Die
Familie ist durchaus ehrenwert, die Frau stammt aus besserer
Familie und hat 5000 Jll. in die Ehe mitgebracht.
Eile tut not, da sich die Krankheit zusehends ver
schlimmert und die verächtliche Behandlung seiner Frau das
Schlimmste befürchten läßt. Ich füge noch hinzu, daß der
Manu die Aufnahme von Nahrung fast völlig verweigert mit
der Begründung, daß Gott ihn auch durch Wassertrinken
erhalten könne, wie er überhaupt gegen jegliche Gefahr
gefeit sei.
,,Da L. unzweifelhaft an Wahnideen leidet und jnach
der glaubhaften Angabe seines Vaters uud seiner Ehefrau
unter dem Einfluß seiner Wahnideen seine Frau brutal be
handelt — so hat er ihr am 16. I. unter Schimpfreden
Stiefel au den Kopf geworfen — für seine Umgebung für
gefährlich zu halten ist,“ überführt ihn die Polizeibehörde
in die Königliche Nervenkliuik.
II. Status:
Mann von kräftigem Knochenbau und guter Muskulatur,
in ziemlich gutem Ernährungszustand. Das Gesicht ist
normal gerötet. Haare sind auf Scheitel und Stirn gelichtet.
Gewicht: 65,5 kg. Größe 169,5 cm.
Puls 92, leicht unregelmäßig.
1. Herzton an der Spitze unrein.
Lungen, Abdomen, Urin ohne besonderen Befund.
Der Schädel ist auf Druck und Beklopfen nirgends empfind
lich. Maße: 18:15; Umfang: 54.
Die linke Pupille ist eine Spur größer als die rechte
uud nicht ganz rund.