Full text: Beitrag zur prognostischen Beurteilung der Paranoia

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wolle er nicht sagen; denn er sei immer so benachteiligt 
worden. Er wolle es für sich behalten, aufschreiben könne 
er es nicht, da er dabei seine Gedanken wieder verliere. Es 
werde immer so gelauscht, die andern Leute hörten immer 
so hin und machten dann das Geschäft. 
Die Ideen habe er schon länger. Es sei ihm in der 
Natur so vorgekommen, allmählich, nicht plötzlich. Zuge 
sprochen worden sei ihm uichts, Gott habe ihm das alles 
geoffenbart. Daß er die Leute alle weit überrage, habe er 
längst gemerkt; daß er von Gott bevorzugt werde, sei ihm 
erst jetzt klar geworden. Er könne auch das Denken an 
derer Leute beeinflussen. Er fasse das ganze sociale Staats 
wesen mit Kreisen und Künsten zusammen. Ob er eine 
leitende Stellung einnehmen solle, wisse er nicht. Was er 
als Kindjdachte und sah, sei nach 20 Jahren verwirklicht 
worden. Die Leute, mit denen er verkehrte, seien zu schwer 
fällig gewesen, hätten ihn nicht erkannt. 
Über des]Patienten und seines Wahnes Vorgeschichte 
erhalten wir aus einem Bericht des Pfarrers der Familie L. 
an die Polizeibehörde vom 12. I. 06 folgende Angaben: Fritz 
L. ist vor wenigen*Monaten von Bordesholm, wo er Pantoffel 
macher war und nebenher einen kleinen Holzhandel betrieb, 
nach Kiel verzogen, weil sein kleiner Besitz dort verkauft 
werden mußte. Die Familie ist groß und völlig mittellos; 
ich habe sie aus der Klingelbeutelkasse unterstützt. Nun ist 
der Mann wahnsinnig geworden. Er ließ mich vorgestern 
Abend holen, [um mit mir „über Ideen, welche das Ver 
hältnis* uuserer Kirche*zu der katholischen betreffen und 
über ein" höheres Wesen“ zu sprecheu. Heute Morgen hat 
er sich am Bahnhofe eine Taxameterdroschke genommen 
und sich nach dem Schloß fahren lassen, um dem Prinzen 
HeinrichJseineHdeen über Weltverbesserung auseinander zu 
setzen. Dem’Kutscher hat er sein Portemonnaie mit Inhalt 
(7 M.) «'gegeben, „um seine Idee der Bruderliebe gleich 
praktisch zu^betätigen.“ Die Polizei hat ihu per Droschke 
zurückbringen lassen. Darauf holte die Frau mich, und ich 
habe michjeine" 7 ;halbe Stunde lang mit ihm unterhalten. 
Er hält sich für den von Gott gesandten Messias, der das
	        
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