Full text: Beitrag zur prognostischen Beurteilung der Paranoia

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unter aus Ärger darüber getrunken. Er sei etwas frei auf 
getreten, habe der Concurrenz gezeigt, daß er ihr ebenbürtig 
sei, obwohl er kein Kapital gehabt habe. Indes daß er zu 
große Einkäufe gemacht habe, sei nicht Schuld am Rück 
gänge seines Geschäftes, er sei gehemmt worden. 
Wenn er das Kapital habe, könnte er ganz etwas Anderes 
werden ; er würde sein Geschäft vergrößern, für das Allge 
meine wirken, den Socialen entgegenarbeiten, weil sie so 
eigennützig Vorgehen. Er gehöre keiner Partei an. Aber 
politische Feinde habe er auch. Die Socialdemokraten paßten 
an seiner Wohnung auf. Bemerkungen machten sie nicht, 
aber sie sähen ihn höhnich an, gingen hinter ihm her, spuckten 
aus. Erst heute habe in der Nordostseezeitung etwas über 
ihn gestanden, er beachte das aber nicht. Andere Parteien 
wollten ihn für ihre Zwecke ausnutzen, ihn auf ihre Seite 
bringen. 
Die Religion wolle er verbessern und den Kaiser stützen. 
Das Papsttum und die katholische Kirche passe ihm nicht, 
ebensowenig die Socialdemokratie, die gegen den Kaiser an 
gehe. Er habe sich eine eigene Weltanschauung darin ge 
bildet, würde die Mittelbahn durchgehen, nicht nach rechts 
und links sehen, Kunst und Wissenschaft hochhalten. Er 
wolle sich jetzt mit intelligenten Schriftstellern in Verbindung 
setzen, die seine Ansichten niederschreibeu und erläutern 
sollten. Er wolle eiue große Partei gründen, alle Schwächen 
und Fehler bloßlegen, den Socialisten beweisen, daß sie auf 
Irrwegen seien, und ihre Führer kennzeichnen. Er wolle 
klarstellen, daß Pfuscher alles machen könnten und Leute, 
die etwas gelernt haben, zurückstehen müßten. Aber hier 
könne er das nicht so ausführen, er müsse absolut frei dazu 
sein. Dem Kaiser und dem Prinzen Heinrich wolle er seine 
Ansichten erläutern, habe auch schon versucht, ins Kieler 
Schloß zu kommen, sei aber abgewiesen worden. 
Die Staatsverwaltung sei veraltet, es solle großstädtischer 
gemacht werden ; jetzt sei Kiel nur ein kleines Fischerdorf. 
Auch mit der Unsittlichkeit müsse gründlich aufgeräumt 
werden. Mit Bo.deuspeculatiou werde viel gesündigt, die 
Straßen seien viel zu eng. Wie er es machen wolle, das
	        
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