Full text: Beitrag zur prognostischen Beurteilung der Paranoia

8 
läßt sich hinsichtlich des Ausganges sagen : „günstig ist sehr 
schneller Beginn, rasche Entwicklung bis zur Höhe, keine 
weitgehende anhaltende Trübung des Bewußtseins, langsame 
stetige Rückbildung.“ (Si e m e r 1 i n g). Sehr oft wird es 
sich um einen nur scheinbar hoffnungsvollen Ausgang handeln, 
die angebliche Heilung stellt sich als eine bloße Remission 
der Krankheit heraus, es schließt sich eine chronische Störung 
an, oder es n\acht sich in einer Neigung zur Wiederkehr 
der paranoischen Erscheinungen eine Störung der Hirn 
funktion erkennbar. Das Vorkommen eines periodischen 
Auftretens der Paranoia mit völlig freien Intervallen wird 
von fast allen Seiten hervorgehoben, nach Siemerliug 
ist es verhältnismäßig selten. Bei weitem am häufigsten ist 
bei der akuten Verrücktheit der Übergang in die chronische 
Form. Dabei lebt der Kranke in seinem Wahngebäude 
weiter, baut aus und vervollkommnet es, die Persönlichkeit 
verwächst förmlich mit den Wahnideen. Der Proceß schreitet 
langsam vorwärts, manchmal unter bisweilen auftretenden 
acuten Erregungszuständen. Oder dem Kranken schwindet 
allmählich die Kraft, das Wahnsystem aufrecht zu erhalten, 
er versinkt dann ganz allmählich in mehr oder weniger 
großen Schwachsinn. „Heilungen kommen vor; aber (wie 
ich schon zu einer Zeit geltend machte, wo man sich in der 
Erkenntnis, daß die Verrücktheit eine primäre Entwicklung 
hat, übertriebenen Hoffnungen hinsichtlich ihrer Heilbarkeit 
hingab) nicht so häufig, wie man wünschen möchte.“ (Koch). 
Abgesehen von den Autoren, für welche gerade der chronische 
fortschreitende Verlauf und die Unheilbarkeit ein Charakteris 
tikum der Paranoia darstellt, ist auch heute noch das Urteil 
der meisten Autoren dem erwähnten Koch sehen ähnlich, 
wie z. T. auch den schon oben angeführten Citaten zu ent 
nehmen ist. „Die Prognose ist eine ernste. Vereinzelt ge 
langt die Erkrankung zur Heilung, es sind besonders die 
Fälle, welche mit einer lebhaften Beteiligung der Affekte 
einhergehen, bei denen es vorwiegend zur Entwicklung von 
Verfolgungsideen gekommen, der Größenwahn nur ange 
deutet ist (z. B. in einem Falle verfolgt wegen guter Be 
gabung), nicht zu einer totalen Umänderung der Persönlichkeit
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.