Die multiple Sklerose des Centralnervensystems, eine
chronische Krankheitsform, um deren Ergründung sich unsere
hervorragendsten Forscher schon seit Jahrzehnten bemühen,
ist eine Erkrankung des jugendlichen Alters, und zwar fällt
ihr Beginn in das Ende des 2. und Anfang des 8. Dezenniums.
Nur sehr selten begegnen wir dem ausgebildeten Leiden im
frühen Kindesalter. Jedoch habe ich in der Litteratur einen
Fall gefunden, wo hei einem 2 1 /« jährigen Kinde, das an
Masern erkrankt war, sich am 8. Krankheitstage epileptoide
Anfälle einstellteu, worauf sich einige Anzeichen für multiple
Sklerose zeigten, wie leichter Nystagmus, leichte Parese des
linken Beines etc.
Wissen wir über die Ursachen dieser Krankheit auch
bisher wenig Zuverlässiges, so ist doch sicher, daß die akuten
Infektionskrankheiten, wie Typhus, Variola, Scarlatiua u. a.
mehr, die multiple Sklerose im Gefolge haben können. Auch
findet sich im „Neurologischen Centralblatt“ ein Fall von
multipler Sklerose nach Malaria. Oppenheim sah sie nach dem
Puerperium einige Male zur Entwickelung kommen, K rafft
Ebing legt auf Erkältung großes Gewicht. Auch weist
Oppenheim daraufhin, daß durch Intoxikation mit metal
lischen Giften der Grund zu dieser Krankheit gelegt wird.
Alkoholismus wird ebenfalls als Urheber beschuldigt; dagegen
hat die Lues nichts mit der multiplen Sklerose zu tun,
doch ist eine in disseminierten Herden auftretende Form der
Lues cerebrospinalis beschrieben worden. In einzelnen Fällen
schloß sich das Leiden an ein Trauma — Fall auf den
Rücken — au, in anderen wenigen entsteht es im Gefolge