21
schreiben will, daß die Schwestern infolge ihrer Beschäftigung
im Haushalt den Sonnenstrahlen weniger ausgesetzt waren
als die Brüder. Tn einem Lebensalter, in dem sich die
Lebensweise der Geschlechter zu differenzieren beginnt, hat die
Erkrankung wohl meist bereits ein Stadium erreicht, in dem
die Erscheinungen klar zu Tage treten. Wenigstens war
bei unsern Fällen das Bild schon im 6. Lebensjahre so weit
vorgeschritten, daß man Tumorenbildung beobachtete. Ich
glaube kaum, daß die Schwestern sich durch eine veränderte
Lebensweise in diesen 6 Kinderjahren vor der Krankheit
schützten. Bei Landmannskindern pflegen sich die Mädchen
kaum weniger im Freien herumzutummeln als die Knaben.
Zudem gibt uns die Anamnese an, daß die Eltern schon sehr
früh die Wahrnehmung machten, daß den Knaben der Auf
enthalt im Sonnenlicht schädlich sei, und daß sie deshalb
sie nach Möglichkeit davor schützten, während den bald als
gesund erfundenen Mädchen keinerlei Beschränkungen auf-
erlegtwurden. Hier ist es also unmöglich, das Verschontbleiben
der Schwestern so aufzufassen, daß sie zwar ebenso disponiert
waren wie die Brüder und nur die Krankheitserscheinungen
nicht offenbar wurden, weil das auslösende Moment des Lichtes
fehlte. Hier kommen wir nicht umhin, eine verschiedene
Disposition, die mir übrigens nach der Analogie anderer
erblicher Krankheiten durchaus nicht unwahrscheinlich er
scheinen will, anzunehmen. Und dasselbe gilt meines Er
achtens für die entsprechenden früher beschriebenen Fälle in
gleicherweise, wenn icli auch nicht in Abrede stellen will, daß
gelegentlich einmal rudimentäre Fälle, wie solche beschrieben
sind, durch eine Lebensweise, die den Patienten vor inten
siver Lichteinwirkung schützt, in einem latenten Zustand
gehalten werden können, oder daß doch ihr Ausbruch ver
zögert werden kann. Deshalb können wir aber doch die
Verschiedenartigkeit der Disposition bei Geschwistern als
wichtigstes Moment beim Suchen nach der Erkrankungs
ursache nicht entbehren.