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tieren im gleichen Organismus niemals reife Geschlechts
zellen beider Art zu finden gewesen. Stets wurden nur reife
Spermien oder nur reife Eier angetroffen, abgesehen davon,
daß die beschriebenen Eizellen des Hodens einfach große
Spermatogonien gewesen sein können.
Diesen schwerwiegenden Einwänden konnte W i 1 m s
die Berechtigung nicht versagen, er sah sich gezwungen,
seine Ansicht von der Entwicklung der Geschlechtszellen
zu Embryomen aufzugeben.
Aber noch von einer anderen Seite her wurden seine
Lehren angegriffen.
Saxer hat ein Dermoid der Harnblase beschrieben,
in dem neben dem Anteil der Kopfcutis mammaähnliche
Drüsenkomplexe und ein augenähnliches Gebilde bemerkens
wert waren. Der Nachweis von Abkömmlingen des Ento-
derms gelang zwar nicht, dennoch steht Saxer nicht an,
die Geschwulst als typisches Embryom anzusprechen, umso
mehr da Wilms seinerseits ja das Fehlen von entoder-
mälem Gewebe auf eine völlige Erstickung des Entoderms
durch das früher und rascher gewucherte Ektoderm zu
schieben geneigt ist. Ein ähnlicher Tumor ist von D a n z e 1 im
Rectum beschrieben worden, einen Fall von Osteochondro
sarkom der Blase beschreibt Ben eck e in Virchows Archiv,
auch er ist embryomverdächtig, und dann hat Saxer
wiederum selbst ein Teratom des III. Ventrikels beschrieben,
in dem Muskulatur, Knochen, Epidermis, embryonales Gen
tralnervensystem, ein augenähuliches Gebilde und Flimmer
epithelcysten sich finden, bei dem es sich also jedenfalls
um ein Embryom handeln muß. Lauter Berichte, die die
Sonderstellung der Geschlechtsdrüsen - Embryome zu er
schüttern suchen.
Auch sonst sind in der Detailbeschreibung der Tumoren
Gegensätze zwischen Wilms und anderen Autoren zu er-
kenneu, so werden verschiedentlich (Katsurada, Arn-
sperger) Tumoren mit vorwiegender Entodermentwicklung
geschildert, wie sie ja auch unser T.umor nachweist.