Full text: Über das Jothion

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Das Präparat enthält ca. 80% Jod in organischer 
Bindung. Das Jothion ist eine schwach gelblich gefärbte, 
durchsichtige ölartige Flüssigkeit mit schwachem Jodgeruch 
vom spec. Gewicht 2,4—2,5; es ist fast unlöslich in Wasser, 
löslicli in Alkohol, Oelen, Glycerin und den üblichen orga 
nischen Lösemitteln. Das Mittel soll perkutan dem Körper 
einverleibt werden und soll nach Art einer Inunktionskur 
in Salbenform dem Patienten auf der Haut verrieben oder 
im flüssigen Zustande aufgepinselt werden. 
Im städtischen Krankenhause zu Kiel wurden unter 
der Anleitung von Herrn Prof. Dr. Hoppe-Seyler schon 
im Jahre 1902 Versuche mit dem neuen Mittel angestellt 
und zwar wurde das Jothion, da es einen Ersatz für das 
Jodkalium sein sollte, zunächst in Fällen von tertiärer Lues 
sowie bei alten geschwürigen Processen zur Anwendung 
gebracht. 
Die Versuche wurden in folgender Weise ausgeführt: 
Ein bestimmtes Quantum Jothion (3—10 g) wurde dem 
Patienten an einer etwa handgroßen Stelle der Körperober 
fläche möglichst in der Nähe des Locus affectionis aufgepinselt 
oder mit der flachen Hand verrieben, darüber ein gut 
schließender undurchlässiger Verband angelegt. Dann wurden 
in bestimmten Intverallen Speichel und Urin auf Jod 
untersucht. Von den Versuchen will ich einige hier kurz 
anführen. 
I. Kontrollmädchen Friderike B., 30 Jahre alt. 
Pat. hat im Jahre 1898 eine dreiwöchentliche Qneeksilber-Inunktions- 
kur durchgemaeht. 
Befund: Am rechten Oberarm dicht oberhalb des Ellbogens an 
der Beugeseite ein Zehnpfennigstiick großes Geschwür mit gelblichem 
Belag und rotgefärbter Umgebung. 
30. IV. 1902. Es werden der Pat. 5 g Jothion mittelst eines 
Pinsels auf einer handgroßen Fläche am Unterarm aufgetragen. 
Nach einer Stunde läßt sich Jod im Urin nacliweisen. Die Ein 
pinselungen werden täglich wiederholt. Erscheinungen von Jodismus 
wurden nicht beobachtet. 
15. V. 1902. Das Geschwür hat sich völlig gereinigt und zeigt 
einen vom Bande her vorrückenden Narbensaum. 
20. VI. 1902. Geheilt entlassen.
	        
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