Full text: Über das Jothion

Bei der außerordentlich großen Bedeutung, die dem 
Jod und den Jodverbindungen in unserer Arzneimittellehre 
zukommt, ist das schon seit Jahren bestehende Bestreben 
der modernen Technik leicht verständlich, ein Jodpräparat 
herzustellen, das man dauernd in größerer Dosis anwenden 
könnte, ohne dabei unangenehme Nebenwirkung befürchten 
zu müssen. 
Vergegenwärtigen wir uns, welche Präparate für die 
prolongierte innere Darreichung des Jod überhaupt zur Ver 
fügung stehen, so müssen wir bekennen, daß ihre Zahl 
eine recht kleine ist, und daß dabei die Jodalkalien, Jod 
kalium und Jodnatrium bis noch vor kurzer Zeit fast aus 
schließlich das Feld beherrschten. Ohne diesen Jodverbindungen 
ihre guten Eigenschaften streitig machen zu wollen, darf 
man doch wohl mit Recht behaupten, daß ihnen einige 
Übelstände anhaften, die recht unangenehmer Natur sind; 
dazu gehört in erster Linie das leichte Auftreten von Magen- 
Darmstörungen, namentlich beim Jodkalium, von Jodacne 
und allgemeinem Jodismus. 
Der Umstand, daß diese Medikamente erst den Ver- 
dauungstraktus passieren müssen, um in den Körper zu 
gelangen, ist an sich schon ein großer Nachteil, wenn man 
bedenkt, daß bei vielen Patienten bereits eine Schädigung 
des Magen-Darinkanals vorhanden ist. Diese wird also durch 
fortgesetzte innere Jodgaben noch verstärkt, so daß in vielen 
fällen weiter nichts übrig bleibt, als auf die Darreichung 
des oft unentbehrlichen Heilmittels gunz oder teilweise zu 
verzichten. 
Die Erkenntniß dieser Übelstände führte denn auch 
schon seit längerer Zeit zu den Versuchen, ein dem Jod
	        
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