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II. Dienstmagd Wilhelmine J., 36 Jahre alt.
Pat. ist früher wegen Lues in Behandlung gewesen.
Befund: An der Außenseite des rechten Unserschenkels 2 ca. Mark
stück große schmutzig belegte ulcera mit derb infiltrierten, zackigen,
unterminierten Bändern. An der Innenseite des linken Unterschenkels
2 ulcera von derselben Beschaffenheit, von der Größe einer Fingerkuppe.
Beide Tibien siud an einzelnen Stellen verdickt und schmerzhaft
10. XII. 1903. Pat. ist seit dem 6. d. M. mit Einreibungen von
reinem Jothion behandelt worden; das Jothion wurde abwechselnd an
beiden Oberschenkeln eingeriehen und zwar am ersten Tage 2 g, später 3 g.
Dann wurden in bestimmten Zeiträumen Speichel und Urin auf Jod ge
prüft, wobei sich zeigte, daß die Jodreaktion eine halbe Stunde nach
der Einreibung negativ, eine Stunde darnach positiv ausfiel. Am ersten
Tage wurde über brennende Schmerzen an der Applikationsstele geklagt;
sonst keine Nebenerscheinungen.
11. XII. 1903. Am linken Unterschenkel sind die Geschwüre ganz
zugeheilt, am rechten ist das eine fast vollständig, das andere bis auf
Zehnpfennigstückgröße zugeheilt, die Ränder haben sich abgeflacht.
16. 1. 1904. Geheilt entlassen.
Die Versuche, die mit dem folgenden Patienten an
gestellt wurden, ergaben manches Interessante in Bezug auf
die lokale Wirkung und die Resorption des Jothion, doch
mußte die Jothionbehandlung leider aufgegeben werden,
weil sich bei dem Patienten unangenehme lokale Neben
wirkungen bemerkbar machten.
III. Fall von schwerer tertiärer Lues der Knochen und
Weichteile.
Kapitain Eduard A., 42 Jahre alt.
Luetische Infektion im Jahre 1887; seit 1898 häufiges Auftreten
von tiefgehenden Ulcerationen im Gesicht und an den Armen und knoten
artigen Anschwellungan am linken Radius ; die Erscheinungen sind auf
Jodkaliumgaben immer wieder verschwunden.
Befund; Unterhalb des linken Kniegelenkes befindet sich auf der
Vorderseite der Tibia eine fast, fünfmarkstückgroße Infiltration, die
schmerzhaft ist; der Umfang des Unterschenkels beträgt dort 32 cm gegen
30 cm rechts.--'
Ordination : Einreibung der Infiltration mit 5 g Jothion.
17. XII. Die Schwellung zeigt in ihrer ganzen Ausdehnung deut
liche Fluktuation. Die Schmerzen sind geringer geworden, in der Ruhe
lage sind sie nicht mehr vorhanden, nur noch geringe Druckempfindlichkeit.
20. XII. Die mit Jothion eingeriebene Stelle ist leicht geschwollen
und gerötet, an einzelnen Stellen Blasenbildung. Jothion ab. Aufstechen
der Blasen, Einpudern mit Zinkpuder.