Full text: Beitrag zum Begriff der Alkoholparalyse

Naecke konnte unter 100 Paralytikern nur 4 mal Potus 
allein nachweisen und auch in diesen Fällen nicht absolut 
sicher. Greidenberg (1898) findet Alkoholismus bei 39 Fällen 
weiblicher Paralyse in 17,9%, kombiniert mit anderen Ursachen 
in 43,6 °/o; bei Männern findet er 36,4% Trinker. Seine 
Statistik zeigt Alkoholismus bei paralytischen Männern mit 
Syphilis in 18,6%, ohne Syphilis in 17,8%, bei paralytischen 
Frauen mit Syphilis in 15,8%, ohne Syphilis in 23%. In 
einer früheren Arbeit führt Greidenberg 3 Geistliche an, die 
an progressiver Paralyse erkrankten und keine Lues gehabt 
hatten. Bei zweien derselben nimmt er als Ursache den 
Alkoholismus und Heredität auf alkoholischer Basis an. Er 
schreibt dem Alkoholismus eine besondere Bedeutung in der 
Ätiologie der Paralyse zu und läßt ihn besonders bei der 
Paralyse der Frauen einen größeren Einfluß haben. Mendel 
schreibt: „von den verschiedenen Giften ist es vor allem der 
Alkohol, der nicht selten Paralyse hervorruft“; er führt Mac 
donald an, von dessen 155 Paralytikern 116 Trinker waren. 
Auch Binswanger läßt Alkohol, Tabak etc. eine größere 
Rolle unter den Ursachen der progressiven Paralyse spielen, 
setzt aber an erste Stelle die Syphilis. Kraepelin sagt in 
seinem Lehrbuch (1899); „Der Alkoholmißbrauch ist nach 
meinen Erfahrungen ziemlich häufig Folge, aber schwerlich 
Ursache der Paralyse, wenn er auch eine große vorbereitende 
Rolle spielen mag“. Von weiteren Beobachtern nennt 
Sprengeler die Syphilis die wichtigste Ursache der Paralyse, 
aber nicht allein, an zweiter Stelle Alkoholismus, an dritter 
Heredität. Er hat unter 259 Paralytikern 23 Gastwirte, von 
denen 19 Potatoren waren, und gibt Alkoholabusus in 28% 
der Männer, in 12,8% der Frauen mit progressiver Paralyse an. 
Elisa th (1902) findet in Deutsch - Tirol die Trunksucht 
bei der Paralyse in 36,5 % aller bekannten Fälle mit als 
ätiologisches Moment angegeben. „Bei 5 Männern, wovon 2 
in der Stadt, 3 auf dem Lande wohnten, konnte außer 
Alkoholmißbrauch keine andere Ursache entdeckt werden“. 
Hoppe gibt in der Vorgeschichte der Paralyse Alkoholis 
mus bei 4,4 % der Männer, kombiniert mit anderen Ursachen 
bei 22,2 % der Männer und 5,4% der Frauen an.
	        
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