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zerstört, keine Vermehrung der Neurogliazellen, keine Gefäß
scheideninfiltration. Baillarger will den Namen Pseudo
paralyse einerseits auf Fälle der Heilung angewandt wissen,
andererseits auf Fälle, die zwar letal enden, bei denen aber
die Autopsie die Diagnose progressiver Paralyse nicht gestattet.
Regis beschreibt das Vorhandensein aller symptomatischen
und psychischen Symptome der Paralyse bei einem chronischen
Alkoholiker, ohne daß eine Gehirnveränderung bei der Sektion
gefunden wurde. Er urteilt; „que dans bien des cas les
paralysies generales dites alcooliques ne sont autre chose que
des pseudo-paralysies generales curables, ou si l’on veut, des
Paralysies generales functionelles“.
Auch in den letzten Arbeiten sehen wir einen fest um
schriebenen Begriff der Alkoholparalyse nicht gewonnen.
Heilbronner läßt schwere Defektzustände den sehr häufigen
Endzustand des schweren Alkoholismus sein und sagt über
die alkoholische Paralyse: „Zweckmäßig erscheint es, den
Namen Paralyse schlechthin der Dementia paralytica, der pro
gressiven Paralyse vorzubehalten, und die symptomatologisch,
nicht dem Verlaufe nach, übereinstimmenden Formen alko
holischer Demenz mit Lähmungen als alkoholische Pseudo
paralyse zu bezeichnen“. In den Fällen aber, „die letal ver
liefen und typisch alkoholische Beimengungen zeigten, wird
man mit Recht von einer echten Kombination paralytischer
und alkoholischer Störungen sprechen“. Er läßt in Fällen
schwieriger Differentialdiagnose der klinischen Erscheinungen
die endgültige Entscheidung erst durch den Verlauf ermöglichen,
indem die progressive Paralyse progressiv verläuft, in den
dementen Formen ohne Remissionen; die alkoholische Pseudo
paralyse aber nach Entziehung des Alkohols mindestens Halt
macht, häufig sogar Besserung erfährt.
Schröder hat in seiner Arbeit einen Überblick über die
Entwicklungsgeschichte der Alkoholparalyse in der Literatur
gegeben und die Vielgestaltigkeit des Begriffes hervorgehoben.
Seinen Standpunkt zur Frage der ätiologischen Rolle des
Alkoholismus für die Paralyse haben wir oben kennen gelernt.
„Die Bezeichnung alkoholische Pseudoparalyse andererseits“,
schreibt er, „ist, wie schon das Wort sagt, von vornherein nur eine