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diesen Wägungen den Schluß, daß der Befund einer Thymus
drüse im Gewicht von 30—35 gr heim Säugling durchaus
nicht ohne weiteres die Voraussetzung gestatte, daß ein
sonst unaufgeklärter Todesfall dadurch verständlich wäre.
Noch häufiger als ein Tod durch Thymushypertrophie
wird weiterhin in den Fällen, wo Säuglinge ohne nachweis
bare Ursache zu Grunde gehen, von klinischer Seite die
Diagnose Eclampsia infantum oder Krämpfe gestellt. Für
den pathologischen Anatomen ist es natürlich schwer, auf
Grund seines Befundes sich zustimmend oder ablehnend zu
verhalten. Fehlt ja doch völlig ein sicherer anatomischer
Anhalt dafür, wenn der Tod durch Krämpfe anzunehmen
ist.
Immerhin wird aber der Anatom dem Kliniker insofern
zu Hilfe kommen können, als er bei der Autopsie irgend
welche Veränderungen nachweisen kann, die erfahrungsge
mäß den Ausbruch von Krämpfen auslösen können. Findet
er z. B. eine latent verlaufene lobuläre Pneunoraie, findet
er die Zeichen einer ernsten Enteritis, findet er eine
Nephritis oder endlich eine Otitis media, dann wird ja die
Möglichkeit eines Todes im Krampfanfall weit • wahrschein
licher.
Grade bei der Otitis der Säuglinge sind ja derartige
plötzlich auftreteude Krampfanfälle nicht selten und jedem
Arzte werden Fälle begegnet sein, wo ein Säugling au hef
tigen Krämpfen erkrankt, am nächsten Tage wieder plötzlich
gesund ist und die Diagnose des Grundleidens erst durch
einen gelben Eiterflecken im Kopfkissen dann gestellt wird.
Grade die Otitis ist ja so unendlich häufig im Säug
lingsalter und dabei oft so schwer konstatierbar, daß man
in allen Fällen von akuten Todesfällen im Säuglingsalter
bei der Autopsie in erster Linie auf das Verhalten des
Mittelohres seine Aufmerksamkeit richten soll. In einer vor
10 Jahren erschienenen Arbeit gab Simmonds an, daß
er in 90% aller Säugsautopsieu ein Exsudat in den Pauken,
höhlen gefunden habe.
Außer den bereits angeführten Erkrankungen können
aber auch noch viele andere Störungen den plötzlichen Tod