31
folgendermaßen: „So meine ich denn, daß die Reizung der
Ciliarnerven dem verletzten Auge durch eine reflektorisch
eingeleitete Störung in der Blutzirkulation und Ernährung
einzig und allein die Disposition zur sympathischen Ent
zündung des andern Auges abgiebt. Je länger die Ver
änderungen bestehen und je ausgedehnter sie sind, um so
mehr ist der Boden für die Einwirkung von entzündungs
erregenden Schädlichkeiten vorbereitet, seien sie bakterieller
oder chemischer Natur. Dieselben Noxen, die in einem
gesunden Organ leicht und ohne Nachteil überwunden werden,
können hier zu den gefährlichsten und zerstörendsten Prozessen
führen; treten keine solche Schädlichkeiten hinzu, so kommt
es auch nicht zu einer sympathischen Ophthalmie.“ Bach
und Panas 1 ) betonten besonders die Wichtigkeit vasomoto
rischer Einflüsse, die die Wandungen der erweiterten Gefäße
für die verschiedenen Noxen durchgängiger machen sollten,
doch faßte letzterer im Gegensatz zu Schmidt-Rimpler
den Begriff der allgemeinen Schädlichkeiten außerordentlich
weit und schien auch eine Metastasenbildung aus dem ersten
Auge, analog der Theorie Berlin’s, für möglich zu halten.
So bestechend diese combinierte Theorie Schmidt-
R i m p le r ’ s auch auf den ersten Blick sein mag und so
zahlreich auch ihre Vorzüge gegenüber der Migrationstheorie
sind, so giebt es dennoch verschiedene Momente im klini
schen Bilde der sympathischen Ophthalmie, die sich entweder
garnicht oder nur höchst gezwungen mit ihr vereinigen
lassen. Zwar erklärt sie im Gegensatz zu Deutschmann’s
und Leb er’s Hypothese auf die zwangloseste Weise, warum
die Entzündung gerade in Iris und Ciliarkörper zu beginnen
pflegt und meningitische Symptome fehlen, doch läßt sie
es unbegründet, in wiefern zur Erzeugung des Ciliarreizes
gerade eine im ersten Auge lokalisierte bakterielle Uveitis
nötig ist, warum die ciliare Präparation des zweiten Bulbus
mindestens 14 Tage beansprucht und weshalb noch viele
*j Schirmer, symp. Augenentzündg. 1900, S. 192.