23
ihm im folgenden Jahre Dianoux, doch mußte Schoeler,
der um dieselbe Zeit und unabhängig von den genannten
Autoren die gleichen Ideen verfolgte, auf Grund ausbleibender
Publikationen überzeugt sein, am 22. Oktober 1877 als
Erster am Menschen die Neurotomie zu vollführen. Wenn
er aber auch hierin im Irrtum war, so gebührt ihm doch
zweifellos das Verdienst, die Durchschneidung zuerst metho
disch an einer Reihe von Fällen ausgeführt und die Auf
merksamkeit der Fachgenossen auf diese wichtige Berei
cherung der operativen Methoden hingelenkt zu haben. Die
nächsten Jahre brachten außer geringen technischen Ver
besserungen im wesentlichen nur Bestätigungen des Erfolgs
dieser Operation, trotzdem hat sich dieselbe nur langsam
ihreh Platz neben der alteingebürgerten Enukleation er
obern können.
Schwerer hat es gehalten, bis sich bei der sympathischen
Entzündung die prophylaktische operative Entfernung des
Infektionsherdes als therapeutische Maßregel das Bürgerrecht
erwarb. Es war nach Wardrop’s Aussagen 1 ) schon gegen
Ende des 18. Jahrhunderts den Tierärzten bekannt, daß man
durch die Vernichtung des erkrankten Auges mitunter das
zweite vor dem Ausbruch der sympathischen Ophthalmie
bewahren könnte, doch liefen alle damals und später ge
bräuchlichen Operationsmethoden weniger auf die Enukleation
des sympathiefähigen Bulbus hinaus, als vielmehr auf die
Erzeugung einer Panophthalmie in demselben, eine Affektion,
die erfahrungsgemäß sehr selten sympathische Entzündung
im Gefolge hatte. Auch Graefe 2 ) empfahl analog dieser
Auffassung, die sympathiefähige plastische Uveitis durch
Einlegen eines Fadens in eine eitrige zu verwandeln, eine
Methode, die jedoch gleich allen vorhergehenden und auf
dasselbe Ziel hinauslaufenden wegen der Unsicherheit ihrer
Wirkung mit Recht schon längst verlassen ist.
Mackenzie 3 ) erklärte geradezu, daß er noch niemals
') Arch. f. öphthalm. III i, S. 442.
s ) ibid. HD, S. 447.
8 ) Arch. f. Augenheilk IV 2, S. 280.