Full text: Über einen Fall von sympathischer Ophthalmie

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Samelsohn 1 ) mißt diesen Tensionsschwankungen erhebliche 
Bedeutung bei und erklärt sie auf neurologischem Wege im 
Sinne der Schmidt-Rempler’schen Vermittlungstheorie 
dahin, „daß die Leitungsfähigkeit der Ciliarnerven für 
sympathische Übertragung durch plötzliche Herabsetzung 
des intraocularen Druckes wesentlich erhöht wird.“ Graefe 
ist derselben Ansicht. So sagt er bei Erwähnung der pathog- 
nomonischen Bedeutung des Ciliarschmerzes bei Betastung: 
„meist ist die Spannung des ersterkrankten Auges hierbei 
bereits erheblich verringert, ja es scheint, daß eine bedeutende 
Tensionsvermehrung, sofern sie die Leitung in den Ciliar 
nerven herabsetzt, für das Symptom jener Schmerzhaftigkeit 
einen weniger günstigen Boden giebt“; und an einer andern 
Stelle sagt er direkt: „so dürfte in der That unter gewissen 
pathologischen Bedingungen die Herabsetzung des intraocu 
laren Druckes eine Mitleidenschaft des zweiten Auges be 
günstigen“. 
So unglücklich nun auch die sympathische Ophthalmie 
enden kann und so dubiös in jedem Falle die Prognose ist, 
so existiert doch eine recht erhebliche Anzahl von Fällen, 
wo die Entzündung, ohne den Bulbus zu vernichten, zur 
dauernden Heilung gelangt, und Knies, 2 ) Rogmann u. A. 
gehen entschieden zu weit, wenn sie der Erkrankung fast 
jede Heilungstendenz absprechen. Allerdings ist bei der 
Annahme dauernder Heilung große Vorsicht geboten, Rezidive 
sind bei der sympathischen Uveitis ungemein häufig und 
können oft selbst bei größter Schonung des Auges noch nach 
Monaten mit weit schwererem Verlauf auftreten, als die 
anfängliche Entzündung. Ehe das Auge nicht ein Jahr 
hindurch völlig entzündungsfrei gewesen ist, darf man es 
nicht als gerettet betrachten. 
Ich koTrnne nun zu dem Referat eines Falles von 
sympathischer Ophthalmie, der zu Anfang dieses Jahres in 
der hiesigen Kgl. Augenklinik zur Beobachtung gelangte 
*) Arch. f. Augenlieilk. IVa, S. 280. 
s) Grundriß d. Augenlieilk. 1888.
	        
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