13
Erreger der sympathischen Ophthalmie gieht, bei diesem
Stande der Dinge ganz unmöglich. Schmidt-Rimpler’s Theo
rie setzt die verschiedensten Bakterien resp. ihre im Körper
kreisenden Toxine voraus, während die Anhänger der Migra
tionstheorie in ihren Ansichten noch geteilt sind. Hirsch berg 1 )
formuliert gelegentlich einer Auslassung über das Augen
spiegelbild sympathischer Chorioiditis sein Credo in diesem
Punkte folgendermaßen : „berücksichtigen wir, daß die ana
tomische Untersuchung der frischen Erkrankung des verletzten
Auges eine gewisse Ähnlichkeit mit der Tuberkulose (Riesen
zellen, Granulationsgewebe) darbietet, so werden wir vorläufig
gut thun, als Ursache der sympathischen Entzündung das
Eindringen eines Erregers von Granulationswucherung (Bazill)
zu vermuten, nicht aber Eitererreger (Kokken), zumal die
Entwickelungszeit der Krankheit von 3—12 Wochen mit
jener Vermutung übereinstimmt“ und auch Haab * 2 )
gelangt bei der Besprechung chorioiditischer, auf sympathi
scher Grundlage beruhender Herde zn dem gleichen Urteil.
Die sympathische Ophthalmie bricht, ohne daß ihr
Prodromalerscheinungen voraufgegangen wären, in weitaus
den meisten Fällen 4 Wochen nach Verletzung des ersten
Auges aus, doch beweist eine große Anzahl von Einzelbe
obachtungen unwiderleglich, daß noch nach Jahren und
ausnahmsweise selbst nach Jahrzehnten die sympathische
Entzündung sich einstellen und ihre verheerende Wirkung
ohne Abschwächung entfalten kann. Gerade diese Tendenz,
sich erst so spät und unvorhergesehen einzustellen, hat
gegenüber dieser Erkrankung die Wachsamkeit der Ärzte
in früherer Zeit eingeschläfert und die richtige Erkenntnis
ihres Wesens zum Verderben Tausender verhindert. Vignaux,
Gunn und W e e k s haben Fälle publiziert, in denen eine
Augenverletzung erst nach 25 und 28, ja selbst nach 42
Jahren von sympathischer Ophthalmie gefolgt war und es
ist demnach wohl begreiflich, wenn Jahrhunderte vergingen,
■) Centralbl. für Augenheilk. 1895, S. 80.
2 ) Heidelb. ophthalm. Ges. 1897, S, lüö
3*